Der Alltag in den Waldheimen, das Zuffenhausener nicht ausgenommen, war nicht mehr vom geselligen Miteinander, sondern von politischen Streitigkeiten geprägt. Daran zu erinnern, mit welcher Härte sich die Vertreter der unterschiedlichen linken Strömungen teilweise bekriegten, ist für einen überzeugten Gewerkschaftsmann wie Manfred Glöck noch heute schmerzlich. Als dann die Nazis den Staat übernahmen, wurden alle führenden Waldheimaktivisten von der SA verhaftet und eingesperrt, die Waldheimgelände und die Vereinsvermögen beschlagnahmt.

 

Manfred Glöck war damals gerade drei Jahre alt, seine Kindheit prägte forthin das heimliche Gespräch von Familienmitgliedern und politischen Weggefährten des Vaters über das, was jetzt im Land passierte - "Vernichtung politischer Gegner, Judenverfolgung inklusive", sagt er. Ob ihn diese Erfahrung geprägt hat? Sie liegt wohl seinem umfassenden Engagement zugrunde, das ihn längst zum Ehrenmitglied des Waldheimvereins Zuffenhausen hat werden lassen. 1950 wurde der Verein neu gegründet und auf der Schlotwiese, gleich bei Glöcks nebenan, ein baumbestandenes Gelände bezogen. Bald entwickelte sich wieder ein reges Vereinsleben mit kulturellen und politischen Inhalten. Außerdem wurden dort seither 34 Kinder- und Jugendfreizeiten veranstaltet, wie der jetzige Vereinsvorsitzende Dieter Kupsch betont. Er versucht mit einem festen Kern von Mitstreitern, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Waldheimidee nicht zu verraten, und sie dennoch der veränderten Freizeitwelt anzupassen. Längst wird die dortige Gaststätte nicht mehr in Eigenregie der Mitglieder betrieben, sondern von einer türkischstämmigen Familie, die ganz selbstverständlich Köfte neben Maultaschen anbietet.

Zum 100. Geburtstag eröffnet man diesen Sommer an der Schlotwiese in den hohen Eichen des Geländes einen Waldseilgarten, dessen 60 Kletterelemente in bis zu zehn Metern Höhe künftig wieder mehr Besucher anziehen sollen. Manfred Glöck macht keinen Hehl daraus, dass er diese Veränderungen "mit einem lachenden und einem weinenden Auge" sieht. "Ich denk halt", sagt der alte Waldheimer, "besonders an die Vögel auf dem Gelände, mit denen ich immer so gerne schwätz."