Dabei besteht angesichts der liebevollen Landschaftsbeschreibungen kein Zweifel daran, dass der malerische Ort Agnes Günther offenbar schnell ans Herz gewachsen ist. Zwar beschrieb sie das Dekanat in einem Brief als "die ärmlichste Pfarrwohnung, die es vielleicht gibt", lobte aber andererseits die Tatsache, dass sie in einer Gegend wohne, "in dem es viele Schlösser gibt. Keine Ruinen, das ist eben das Besondere, sie sind alle wohlerhalten und liebevoll gepflegt."

 

Erst zwei Jahre vor ihrem Tod begann sie schließlich mit der Niederschrift von "Die Heilige und ihr Narr". Doch schon zuvor - 1901 reiste sie wegen eines Lungenleidens zur Kur ins italienische Bordighera - muss sich ihr die Hohenloher Landschaft, so wie sie nachher im Buch auftaucht, eingebrannt haben. Nach ihrem Kuraufenthalt absolvierte sie eine Liegekur im ehemaligen Dekanatsgarten und verbrachte - auch im Winter - jede freie Minute dort im Gartenhaus. Noch heute steht an der Stelle, von der aus der Blick über die lieblichen Hügellandschaft gleitet, eine Bank. An ihren Sohn Gerhard schrieb sie im Januar 1906: "Das ganze Buch, wenn ich es fertigbringe, wäre das schönste Andenken (...), weil doch jeder schöne Langenburger Sommertag (...) darin steckt."

Langenburger Landschaft als Grundlage eines Weltromans

"Hier hat sie die Geografie des Romans entworfen", davon ist Heide Ruopp überzeugt. Agnes Günther habe mit "Die Heilige und ihr Narr" den engen Radius der Langenburger Landschaft zur Grundlage eines Weltromans gemacht. Davon zeugt auch die Erfolgsgeschichte des 600-Seiten-Wälzers: 1913 erschien die erste Ausgabe in zwei Bänden, für einen Roman unüblich. Schon ein Jahr später kam die siebte Auflage auf den Markt, diesmal mit Goldschnitt. Eine zwölf mal acht Zentimeter große Tornisterausgabe sollte die Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg trösten, und schon 1923 erschien die hundertste Auflage, erstmals in einem Band. Auch mehrere Verfilmungen trugen zur Popularität des Stoffes bei, wenngleich der Inhalt mitunter arg verfälscht worden sei, sagt Ruopp. In den fünfziger Jahren müssen Harro und Rosemarie im Cabrio von einer Klippe stürzen, statt ihre Ferien im Waldhaus zu verbringen - darüber kann der Agnes-Fan Heide Ruopp nur den Kopf schütteln.

Dabei ist das Waldhaus mittlerweile auf dem besten Weg, die Erlebnisse der beiden Romanhelden lebendig werden zu lassen. Zusammen mit den unermüdlichen Helfern aus Langenburg, Fritz Abel und Gerhard Steinbrenner, hat es der Geschichts- und Kulturverein geschafft, das baufällige Gebäude mitten im Wald auf sicheren Untergrund zu stellen. Peu à peu werden die Zimmer wiederhergerichtet, so dass Besucher die Chance haben, sich bei einer Agnes-Günther-Führung auf die Bekehrungs- und Liebesgeschichte von Rosemarie und ihrem Fürsten einzulassen - Waldpicknick mit "Teatime" und Lektüre inklusive. Und wenn Gäste zum Abschluss einer Agnes-Günther-Exkursion in Fritz Abels offenem Wagen gemächlich über die Römerwiese rumpeln, dort, wo Rosemarie vom letztlich tödlichen Schuss ihrer Stiefmutter Charlotte getroffen wird, wächst die Lust, sich auch hundert Jahre nach Erscheinen des Romans auf 600 sentimentale Seiten einzulassen. Kitsch hin oder her.

Erfolgsgeschichte eines 600-Seiten-Wälzers

Dabei besteht angesichts der liebevollen Landschaftsbeschreibungen kein Zweifel daran, dass der malerische Ort Agnes Günther offenbar schnell ans Herz gewachsen ist. Zwar beschrieb sie das Dekanat in einem Brief als "die ärmlichste Pfarrwohnung, die es vielleicht gibt", lobte aber andererseits die Tatsache, dass sie in einer Gegend wohne, "in dem es viele Schlösser gibt. Keine Ruinen, das ist eben das Besondere, sie sind alle wohlerhalten und liebevoll gepflegt."

Erst zwei Jahre vor ihrem Tod begann sie schließlich mit der Niederschrift von "Die Heilige und ihr Narr". Doch schon zuvor - 1901 reiste sie wegen eines Lungenleidens zur Kur ins italienische Bordighera - muss sich ihr die Hohenloher Landschaft, so wie sie nachher im Buch auftaucht, eingebrannt haben. Nach ihrem Kuraufenthalt absolvierte sie eine Liegekur im ehemaligen Dekanatsgarten und verbrachte - auch im Winter - jede freie Minute dort im Gartenhaus. Noch heute steht an der Stelle, von der aus der Blick über die lieblichen Hügellandschaft gleitet, eine Bank. An ihren Sohn Gerhard schrieb sie im Januar 1906: "Das ganze Buch, wenn ich es fertigbringe, wäre das schönste Andenken (...), weil doch jeder schöne Langenburger Sommertag (...) darin steckt."

Langenburger Landschaft als Grundlage eines Weltromans

"Hier hat sie die Geografie des Romans entworfen", davon ist Heide Ruopp überzeugt. Agnes Günther habe mit "Die Heilige und ihr Narr" den engen Radius der Langenburger Landschaft zur Grundlage eines Weltromans gemacht. Davon zeugt auch die Erfolgsgeschichte des 600-Seiten-Wälzers: 1913 erschien die erste Ausgabe in zwei Bänden, für einen Roman unüblich. Schon ein Jahr später kam die siebte Auflage auf den Markt, diesmal mit Goldschnitt. Eine zwölf mal acht Zentimeter große Tornisterausgabe sollte die Frontsoldaten im Ersten Weltkrieg trösten, und schon 1923 erschien die hundertste Auflage, erstmals in einem Band. Auch mehrere Verfilmungen trugen zur Popularität des Stoffes bei, wenngleich der Inhalt mitunter arg verfälscht worden sei, sagt Ruopp. In den fünfziger Jahren müssen Harro und Rosemarie im Cabrio von einer Klippe stürzen, statt ihre Ferien im Waldhaus zu verbringen - darüber kann der Agnes-Fan Heide Ruopp nur den Kopf schütteln.

Dabei ist das Waldhaus mittlerweile auf dem besten Weg, die Erlebnisse der beiden Romanhelden lebendig werden zu lassen. Zusammen mit den unermüdlichen Helfern aus Langenburg, Fritz Abel und Gerhard Steinbrenner, hat es der Geschichts- und Kulturverein geschafft, das baufällige Gebäude mitten im Wald auf sicheren Untergrund zu stellen. Peu à peu werden die Zimmer wiederhergerichtet, so dass Besucher die Chance haben, sich bei einer Agnes-Günther-Führung auf die Bekehrungs- und Liebesgeschichte von Rosemarie und ihrem Fürsten einzulassen - Waldpicknick mit "Teatime" und Lektüre inklusive. Und wenn Gäste zum Abschluss einer Agnes-Günther-Exkursion in Fritz Abels offenem Wagen gemächlich über die Römerwiese rumpeln, dort, wo Rosemarie vom letztlich tödlichen Schuss ihrer Stiefmutter Charlotte getroffen wird, wächst die Lust, sich auch hundert Jahre nach Erscheinen des Romans auf 600 sentimentale Seiten einzulassen. Kitsch hin oder her.

Langenburg: Schauplatz für einen Weltroman

Lebensstationen: Die Autorin Agnes Günther wurde am 21. Juli 1863 in Stuttgart geboren. Im Jahre 1887 heiratete sie den Theologen Rudolf Günther, den sie 1891 nach Langenburg in Hohenlohe begleitete, wo sie bis 1907 lebte. 1909 begann sie mit der Niederschrift ihres Romans "Die Heilige und ihr Narr". Im Jahre 1911 starb Agnes Günther im hessischen Marburg, wo sie auch begraben ist.

Roman: Die Geschichte der Liebe zwischen der Fürstentochter Rosemarie und dem Fürsten Harro, hat 2011 seine 144. Auflage erlebt. Rund 1,7 Millionen Exemplare sind bisher gedruckt worden, das Buch wurde außerdem in etliche Sprachen übersetzt.

Führungen: Heide Ruopp vom Geschichts- und Kulturverein bietet Führungen zu Originalschauplätzen an. Diese können unter ruopp-langenburg@gmx.de oder beim Geschichts- und Altertumsverein, Fürst-Ernst-Platz 1, 74595 Langenburg, gebucht werden. Im Jubiläumsjahr ist auch eine Broschüre über Agnes Günther erschienen, die die Germanistin Christa Braun geschrieben hat. Sie kann zum Preis von fünf Euro (zwei Euro Versandkosten) beim Verein angefordert werden. Infos unter www.kulturverein-langenburg.de