Die Stuttgarter Kickers haben das Drittliga-Derby gegen den VfB II einfach nicht angenommen – und am Ende auch in der Höhe 1:5 verloren. „Wir haben nicht gut verteidigt“, sagte der Trainer Horst Steffen.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Aspach - Sein Bauchgefühl hat Michael Zeyer nicht im Stich gelassen. „Schon vor dem Spiel war mir die Stimmung viel zu locker“, sagte der Sportdirektor – nach der 1:5-Niederlage der Stuttgarter Kickers im Drittligaduell gegen den VfB II. „Heute hat mir die Einstellung gefehlt.“ Neben Enzo Marchese, dem Spielmacher. Der empfand ganz ähnlich: „Der VfB hat mehr Derbycharakter an den Tag gelegt – und deshalb auch verdient gewonnen.“

 

Hoch verdient! Und die Kickers? „Die Mannschaft muss die Gier nach dem Erfolg haben“, legte Zeyer nach. Denn sie funktioniert nur als Einheit. Dass der Gegner an diesem Tag – nicht zuletzt durch die Erstligaspieler Holzhauser, Sararer und Ginczek – die besseren Individualisten stellte, war eigentlich schon vor dem Anpfiff klar. Dennoch wollten die Kickers den Auswärtskomplex ablegen. Die Vorzeichen waren günstig. Die Partie in der Großaspacher Arena war ja quasi ein Heimspiel. „Hier regiert der SVK“, skandierte das Gros der allerdings nur 2200 Zuschauer. Vielleicht hat da ja der S-Bahn-Streik mitgewirkt.

In der Offensive der Kickers tat sich aber eben so wenig wie am Wochenende bei der Deutschen Bahn. Und auch der Ersatzverkehr, der in der ersten Hälfte noch zum zwischenzeitlichen Ausgleich durch einen abgefälschten Soriano-Schuss führte, wurde nach der Pause komplett eingestellt. Vorne wenig – und hinten „haben wir einfach schlecht verteidigt“, sagte der Trainer Horst Steffen. Das ging schon beim Führungstreffer los, als sich Marco Gaiser und Nick Fennell von Sercan Sararer überlaufen ließen, dessen Flanke auf Umwegen zu Daniel Ginczek kam, der zum 1:0 traf.

Etablierte Spieler können ihre Rolle nicht ausfüllen

„Bei uns ist alles schief gelaufen“, gab Sandrino Braun zu. „Und dann fielen die Gegentore noch zu einem perfekten Zeitpunkt.“ Kurz vor und nach dem Wechsel, prompt stand’s 1:3. Danach ergaben sich die Kickers ihrem Schicksal. Ob das nur daran lag, dass der Kapitän fehlte?

„Die Kickers sind nicht nur Enzo Marchese“, sagte der schmerzlich vermisste Capitano. „Wir haben mit ihm auch schon Spiele verloren“, meinte Trainer Steffen, und der Ersatzkapitän Braun fügt hinzu: „Wir müssen den Ausfall als Mannschaft kompensieren.“ Das wiederum ging völlig in die Hose. Denn gerade die etablierten Spieler konnten ihre Rolle weitgehend nicht ausfüllen. Auch Besar Halimi nicht, der sich irgendwie selbst unter Druck zu setzen schien gegen seinen Ex-Club, dem er einiges beweisen wollte. Zu viel offensichtlich. „Er hat oft die falschen Entscheidungen getroffen“, so Steffen. Und weil er kein Einzelfall war, hatte es Startelf-Debütant Gaiser besonders schwer. Der Marchese-Ersatz hatte sich seinen Einstand sicher anders vorgestellt. „Wenn wir drei Punkte geholt hätten, wäre es für mich einfacher gewesen, mich in der Mannschaft einzufinden.“ So aber musste auch Gaiser Lehrgeld zahlen. 1:5 – das ist heftig „und schmerzt“, wie Steffen zugab. Nicht nur den Trainer.

In den nächsten Tagen wird er die Partie nochmals genau unter die Lupe nehmen. Ob das Veränderungen nach sich ziehen wird, lässt Steffen offen. Möglich ist es. Auch Nick Fennell hatte einen schwarzen Tag, für ihn könnte Hendrik Starostzik zum Zuge kommen, auch Randy Edwini-Bonsu und Lahdji Badiane sollten gegen Cottbus hundertprozentig fit wieder eine Alternative sein, nachdem diesmal Fabian Leutenecker die rechte Außenbahn besetzt hatte.

An dem Derby werden die Kickers die Woche über noch zu knabbern haben, auch wenn Marchese sagt: „Lieber einmal 1:5 verlieren, als fünfmal 0:1.“ Er hat gut reden. Die nächsten fünf Spiele wird er definitiv fehlen, die Einstellung hoffentlich nicht.