Er war die Ikone seiner Generation, konnte aber selber in dieser Welt seinen Platz nicht finden: der Rockmusiker Kurt Cobain wurde am 5. April 1994 tot aufgefunden. Er hatte sich selber mit einer Schrotflinte erschossen.

Seattle - Schlabber-Pullis und Flanellhemden sind wieder im Trend: was in den Neunzigern die Flower-Power-Mode der Siebziger, in den Nullerjahren der Achtziger-Jahre-Schick, ist momentan der Grunge-Look der neunziger Jahre.

 

Und wer hat’s erfunden? Kurt Cobain, der Sänger der Band Nirvana, der sich vor 20 Jahren mit einem Schrotflintenschuss in den Kopf selbst tötete. Zu seinen Lebzeiten wehrte er sich dagegen, einen Look kreiert zu haben. Als Modefirmen zu der Hochzeit seines Ruhms den berühmt gewordenen Look aus zerrissenen Jeans und karierten Flanellhemden ausschlachten wollten, protestierte der Musiker: „Die karierten Hemden waren kein Statement. Sie waren nur eben meine Klamotten.“

Mit der Band Nirvana Weltruhm erlangt

An diesem Beispiel lässt sich auch sehr gut die Ironie des Schicksals ablesen, die Kurt Cobain Zeit seines kurzen Lebens ertragen hat. Der Musikstil Grunge – ein melodiöser Punkrock mit verzerrten Gitarren – den er aus Seattle heraus mit seiner Band Nirvana in die Welt gebracht hat, war das Resultat eines zutiefst an der Welt zweifelnden Menschen.

Diese musikalische Botschaft voller Destruktivität, Selbsthass und Verletzlichkeit traf jedoch den Nerv der Zeit. Nirvana löste einen kommerziellen Boom in Seattles Musikszene aus. Bands wie Pearl Jam, Alice in Chains oder Screaming Trees schwammen auf der Erfolgswelle des Grunge. „Cobain war einer dieser traurigen Modernisierungsverlierer. Und er besaß das Talent, seine Wut und Empfindsamkeit, seine Lakonie und Verzweiflung in zerbrechlichen und zugleich monströsen Songs niederzuschreiben“, würdigte ihn „Der Spiegel“.

Die Hymne einer ganzen Generation

Der Nirvana-Song „Smells like Teen Spirit“ wurde zur Hymne einer Generation. Auf der ganzen Welt huldigten Fans in karierten Flanellhemden und mit strähnigen Haaren dem Rockstar, der mit dieser Ehre nichts besseres anzufangen wusste, als sich in den Drogenrausch zu stürzen. Die sensible Seele des 1967 in Aberdeen (Washington) geborenen Kurt Cobain schien den Widerspruch zwischen dem künstlerischen Anspruch und der banalen Wirklichkeit des Musikgeschäfts nicht auszuhalten, die Verwässerung seines Werks im Mainstream nicht ertragen zu können.

Auch die Ehe mit der schrillen Punkrockerin Courtney Love und die Geburt seiner Tochter Frances Bean im Jahr 1992 konnten seiner schwermütigen Lebenseinstellung nur vorübergehend Abhilfe schaffen. Stattdessen rutschte der Musiker immer tiefer in einen Sumpf aus Drogen, Skandalen und Depressionen. Die letzte von drei Platten („In Utero“), die er mit Nirvana vor seinem Tod veröffentlichte, sollte eigentlich „I hate myself and I want to die“ heißen.

Der Elektriker fand ihn tot im Gewächshaus

Als ein Elektriker am 8. April 1994 auf dem Cobain-Anwesen am Lake Washington Boulevard in Seattle eine neue Alarmanlage installieren sollte, entdeckte er im Gewächshaus den Leichnam des Stars mit einem Gewehr über der Brust – so will es die Legende. Der 27-Jährige soll da bereits einige Tage lang tot gewesen sein. Die Umstände sind unklar. Der Musiker hatte gerade eine Behandlung in einer Entzugsklinik abgebrochen und galt als untergetaucht. Er sei „zu mürrisch, launisch und inzwischen leidenschaftslos“, schrieb er in seinem Abschiedsbrief. Lieber wolle er die Bühne tot und dramatisch verlassen, als lebendig in der Bedeutungslosigkeit verblassen. „It’s better to burn out than to fade away“, heißt es weiter in seinen letzten Zeilen.

So wurde Kurt Cobain, was er niemals sein wollte: ein Idol. Wer in der Musikszene früh stirbt, wird unsterblich.