Das Thema des Festivals heißt diesmal "Soft Friction" - eine Mischung aus Science Fiction, Pornoanspielung, Reibungsalarm, Informatikerslang, Kurzprosaverheißung - jede weitere Assoziation ist auch erlaubt. Genauso treffend wäre allerdings der Titel einer Werkschau im Rahmenprogramm: "80 Jahre Freie Radikale". Das Hamburger Kurzfilmduo Hanna Nordholt und Fritz Steingrobe hat unter anderem ein Soundprogramm zusammengestellt, für das die beiden verschiedene Animationsfilme von den zwanziger Jahren bis heute ausgewählt haben, die mit der Verschmelzung von bewegten Bildern und Klängen experimentieren.

Der Filmwinter geht eben immer von der Idee aus, dass künstlerische Ausdrucksformen und Kommunikationstechniken nicht in ihrem eigenen Bereich abgesperrt blühen und gedeihen, sondern sich mit anderen vermischen, dass sie also die Dynamik einer Gesellschaft spiegeln, deren vielfältige Veränderungsprozesse keiner mehr verlässlich prognostizieren kann.

Aus altem Material neue Filme machen


Wenn etwas nicht mehr an dem Ort steht, an dem wir es zu finden gewohnt sind, ändert sich unsere Wahrnehmung, ändern sich seine Bedeutungen. Diesen Prozess des Wandels haben beim Filmwinter schon oft Kurzfilme illustriert, die aus "found footage" bestehen, aus vorhandenem Filmmaterial, das neu montiert wird: Werbeclips von gestern, Spielfilmschnipsel, Super-8-Familienstreifen, die aus einer Flohmarktkiste gepurzelt sind.

Dieses Jahr will schon beim Warm-up Hanna Haaslahti, Jurorin beim Neue-Medien-Wettbewerb, etwas Vertrautes verpflanzen. Ihre Installation "Real-Time Family" im Gedok ruft fortlaufend die neuesten Bilder des Internetdienstes flickr.com ab und projiziert sie in den Galerieraum. Dass im Internet private Bilder, Banalitäten und Initimitäten einem globalen Publikum als öffentliche Angelegenheit dargeboten werden, aus Vorsatz oder aus Unachtsamkeit, wird neu bewusstgemacht, indem Haaslahti die Bilder ungebeten und ohne weitere Erlaubnis dem eher klassischen Blick des Kunstausstellungsbesuchers darbietet.