Eine Viruserkrankung oder eine Lebensmittel -Vergiftung ist wohl der Grund dafür, dass 40 Kinder aus dem Raum Sindelfingen während einer Ferienfreizeit erkrankt sind.

Sindelfingen/Mödingen - Es sollten Ferienwochen voller Sonne und Spaß werden für die insgesamt 70 Kinder und die 25 Betreuer, die vor neun Tagen aus Sindelfingen nach Bayern aufgebrochen sind. Mit dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) fuhren sie zum Zeltplatz des Stettenhofes in der Nähe des bayerischen Örtchens Mödingen (Landkreis Dillingen an der Donau). Doch am Dienstag ist das Zeltlager vorzeitig abgebrochen worden.

 

Der Grund: am Montagabend erkrankten 40 Kinder und Betreuer an Brechdurchfall. Vier Kinder mussten mit dem Notarztwagen in ein Krankenhaus gebracht werden. Inzwischen ist ihr Zustand wieder stabil. Sie bleiben zur Beobachtung noch im Krankenhaus, können aber am Mittwoch vermutlich entlassen werden. Die meisten der anderen erkrankten Kinder fühlen sich wieder gut und wurden bereits am heutigen Dienstag von ihren Eltern vom Stettenhof abgeholt.

Lebensmittelvergiftung oder Norovirus

Was zur Erkrankung der Kinder geführt hat, ist bislang unklar. Experten vermuten, dass entweder eine Lebensmittelvergiftung oder ein Darmvirus die plötzliche Übelkeit verursacht hat. Gegen die These von verdorbenen Lebensmitteln spricht, dass bei etwa 55 Zeltlager-Teilnehmern keine Symptome aufgetreten sind, obwohl alle die gleichen Mahlzeiten zu sich genommen haben – am Montagmittag waren es Kässpätzle und Obstsalat. Proben der Mahlzeiten werden zurzeit vom bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersucht.

Als wahrscheinlicher gilt bei Experten, dass ein Virus die Krankheitswelle unter den Kindern ausgelöst hat. „Bei Noroviren genügen beispielsweise wenige Viren, um die Infektion weiterzugeben“, sagt Uta-Maria Kastner, die Leiterin des zuständigen Gesundheitsamtes in Dillingen. Wo viele Menschen auf engem Raum zusammen seien und Kinder nicht alle Hygienevorschriften einhalten würden – beispielsweise beim Händewaschen – könnten solche Erkrankungen sich schnell verbreiten. Das Ergebnis der Laboruntersuchungen wird frühestens am Donnerstag erwartet.

Küchenteam erfahren und vom Gesundheitsamt geprüft

An dem Zeltlager hatten Kinder im Alter zwischen acht und 14 Jahren teilgenommen. Die Betreuer waren im Alter zwischen 16 und 32 Jahren. Bekocht wurden die Teilnehmer von einem Team Ehrenamtlicher, „Familienvätern und -müttern“, wie der CVJM-Sprecher Gerd Kößler sagt. Sie seien vom Gesundheitsamt geprüft worden und hätten an einer Schulung zur Lebensmittelsicherheit teilgenommen, so Kößler. „Das Küchenteam hatte die Teilnehmer seit Jahren bekocht“, sagt Kößler.

Der CVJM veranstaltet auf dem Stettenhof bei Mödingen seit mehr als 30 Jahren Sommerfreizeiten. Zu dem Bauernhof gehört ein Zeltplatz mit Großküche und sanitären Anlagen mit fließendem Wasser. „An der Ausstattung gab es nicht zu beanstanden“, sagt Uta-Maria Kastner vom örtlichen Gesundheitsamt.

Wer als Ehrenamtlicher bei einer Ferienfreizeit in der Küche arbeitet, muss vorher an einer Schulung teilnehmen, bei der er den Umgang mit verderblichen Lebensmitteln lernt. Außerdem kläre ihn das Gesundheitsamt darüber auf, dass er nicht in der Küche arbeiten dürfe, wenn er an einer ansteckendem Krankheit leide, sagt wiederum Dusan Minic, der Pressesprecher des Böblinger Landratsamtes.

Der Organisator des Zeltlagers, der CVJM, gehört zu den christlichen Jugendorganisationen. Der Sindelfinger Verein wurde 1892 gegründet und hat heute etwa 300 Mitglieder. Als Teil des evangelischen Jugendwerks gehört er zur Landeskirche.

Seit dem Jahr 1979 veranstaltet der Verein Sommerfreizeiten auf dem bayerischen Stettenhof. Diese stehen Kindern unabhängig von ihrer Religion offen. Ein Teil der Jungen und Mädchen nimmt nur an den Sommerfreizeiten teil, andere besuchen während des Schuljahres auch andere Angebote des CVJM wie Musik-, Sport- oder Bibelgruppen.