Entscheidend war die Begegnung von Kennedy und Chruschtschow in Wien, bei der der Kreml-Chef sogar von einem möglichen Krieg sprach. Er wollte einen Friedensvertrag mit der DDR, der Berlin einschloss: "Ihr Zutritt nach Berlin hört dann eben auf!" Kennedy zog sich auf die Linie zurück: macht mit Ostberlin, was ihr wollt, aber tastet unsere Rechte nicht an.

 

Ulbricht war damit zufrieden und sagte: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen." Aber damit war das Wort in der Welt, die Pläne dafür hatte die SED längst ausgearbeitet, denn pro Woche verließen an die Zehntausend Flüchtlinge die DDR. Chruschtschow sagte später: "Es blieb uns doch gar nichts anderes übrig, als eine Mauer zu bauen." Die Berliner waren über die Amerikaner enttäuscht, Kennedy hingegen war erleichtert: "Eine Mauer ist verdammt viel besser als ein Krieg." Adenauer beurteilte die Sache erstaunlich milde, nur Willy Brandt war sehr erbost.

Frederick Kempe: Berlin 1961. Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt. Siedler Verlag, München. 662 Seiten. 29,99 Euro.