Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Wie die 16-Jährige und ihre Mutter, die für die Beschaffung von Lebensmitteln für ihre insgesamt sechs Kinder regelmäßig aufs Land fuhr „und unsere Kommunionsgeschenke bei den Bauern gegen Essen einlöste“, wandten in der Nachkriegszeit viele Menschen eine Menge Energie für Tauschgeschäfte auf. Dies habe auch die Produktivität gedrückt, erläuterte der Wirtschaftshistoriker Christoph Buchheim 1988 in einem Aufsatz zum 40-Jahr-Jubiläum der Währungsreform. So hätten viele Industriearbeiter vor der Reform mit ihren Vorgesetzten vereinbart, statt der eigentlich vorgesehenen sechs nur fünf Tage pro Woche zu arbeiten: „Die vermehrte ‚Freizeit‘ verwendete man für die Beschaffung zusätzlicher, über die zugeteilten Rationen hinausgehender Nahrung.“

 

„Keine Währung, sondern ein schlechter Witz“

Nach der Einführung der D-Mark aber gab es für das in der Fabrik verdiente Geld endlich wieder etwas zu kaufen – was den Anreiz zu arbeiten und damit die Produktivität erhöhte. Auch auf diesem Weg trug die Währungsreform also zur Verbesserung der Wirtschaftslage bei. In der Folge legten auch die Exporte zu. Von einer „Initialzündung des Wirtschaftswunders“ spricht der Autor Michael Brackmann in seinem 1993 veröffentlichten Buch zur Vorgeschichte der Währungsreform.

Die Kombination aus Exporterfolgen und der konservativen Geldpolitik der Bundesbank machten die Deutsche Mark zu einer stabilen Währung – eine Entwicklung, die vor 70 Jahren alles andere als selbstverständlich erschien: Kollegen von der altehrwürdigen Bank of England hätten ihm damals gesagt, „die Deutsche Mark sei keine Währung, sondern ein schlechter Witz“, berichtete Jahrzehnte später Wilhelm Vocke, der 1948 Präsident des Direktoriums der Bank deutscher Länder war. Der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl nannte die D-Mark 1998 „ein Symbol für 50 Jahre Frieden, Freiheit und Stabilität in Wohlstand“. Das war freilich schon ein Abschiedsgruß – 1999 wurde der Euro als Buchgeld eingeführt, drei Jahre später folgten Scheine und Münzen.