Der Abenteuerspielplatz an der Forstraße hat ein neues Projekt begonnen, bei dem sich Flüchtlingskinder und hiesige Kinder besser kennen lernen.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Am Anfang sind die Kinder etwas zurückhaltend und schüchtern, sagt Jo Ungemach, so wie deutsche Kinder auch. „Aber sie tauen schnell auf.“ Zu Beginn des Jahres ist das Projekt „Tu Dir was Gutes“ angelaufen, das die Flüchtlingskinder in den Unterkünften zum Abenteuerspielplatz am Moltkeplatz bringt – dem Abi West. „Es ist ein niedrigschwelliges Angebot. Es geht darum, dass die Kinder sich untereinander kennen lernen“, sagt Katrin Schneider, vom Vorstand Platz für Kinder, dem Verein, der den Abenteuerspielplatz Stuttgart-West (Abi) an der Forststraße betreibt.

 

An den Schulen und in den Unterkünften wurden mehrsprachige Flyer verteilt, um das Angebot publik zu machen. Eine Extra-Fachkraft kümmert sich an diesen Montagnachmittagen um die Kinder, und Jo Ungemach, der Leiter des Abi West, ist auch im Haus. Er sagt: „Es geht um Bewegung und um Spaß, das funktioniert nonverbal. Die Kinder lernen schnell durch Nachahmung und sie verständigen sich durch Gesten.“ Am ersten Montag kamen um die 30 Mädchen und Jungen, berichtet Ungemach. Die Kinder, die sonst immer kommen, waren natürlich auch da.

Die nationale Identität spielt keine Rolle

Ungemach ist froh, dass die Nationalitäten auf dem Abenteuerspielplatz auch sonst ziemlich durchmischt sind. Dadurch gebe es nicht dieses Gegenüber von Flüchtlingen und Deutschen. „Die Kinder solidarisieren sich mit denen, die sie mögen, die nationale Identität spielt keine Rolle.“

Man will den Kindern mit dem Projekt Alltägliches bieten, kein Sonderprogramm. „Unser Ziel ist es, dass wir irgendwann von diesem Montag wegkommen und die Kinder von allein kommen. Das Projekt ist bloß die Initialzündung“, sagt der Sozialpädagoge Ungemach. Allerdings gibt es auch ein paar Hürden. Da sind zunächst sprachliche Barrieren. Zwar lernten die Kinder beim Spielen unglaublich schnell aber, um die Regeln etwas komplexerer Spiele zu erklären, reichten die Deutschkenntnisse meist nicht aus. Ein anderes Problem ist der volle Terminkalender der Flüchtlinge: „Die Kinder haben nachmittags oft Hausaufgabenbetreuung, und außerdem gibt es bereits viele andere Angebote“, so Katrin Schneider. Der Vorteil von „Tu Dir was Gutes“ gegenüber vielen anderen Veranstaltungen sei, dass die Flüchtlingskinder dabei mit hiesigen Kindern zusammenträfen.

Andere Kinder kennen lernen

Dem Abi-Verein steht ein Projektmittelfond der Stadt Stuttgart in Höhe von etwa 3000 Euro für Personal- und Sachmittel zur Verfügung. Ursprünglich hatte der Katrin Schneider die Mittel für Flüchtlingskinder beantragt, die schon längere Zeit in Deutschland leben aber oft noch keinen rechten Anschluss gefunden haben. Der unerwartete Zuzug zahlreicher Flüchtlinge im Stuttgarter Westen hat die Organisatoren dazu bewogen, das Projekt umzuwidmen. Nun kommt es den neuen Kindern im Stadtbezirk zugute.

„In vielen Herkunftsländern ist die offene Kinder- und Jugendarbeit wohl nicht üblich und solche Plätze wie der Abi West, die den Kindern viel Freiheit lassen und das Lernen eben nebenbei funktioniert, gibt es nicht“, sagt Schneider. „Gerade die Kinder, die oft Irrwege hinter sich haben und nun sehr beengt leben, brauchen einen Platz zum Kind sein, toben und andere Kinder treffen, kennen lernen und spielerisch ein neues Leben zu erfahren.“