Thomas Mahlbacher, der Geschäftsführer der Stadwerke Fellbach, sieht seinem letzten Arbeitstag entgegen. Seit 1999 sitzt er im Chefsessel, auf seinen Nachfolger warten enorme Herausforderungen.

Fellbach - Der langjährige erste Geschäftsführer der Stadtwerke Fellbach geht Ende des Jahres in den Ruhestand. „Es ist ein sehr langfristig geplanter Ausstieg“, sagte der 63-Jährige im Gespräch mit der Redaktion unserer Zeitung, „um bewusst private Vorhaben zu gestalten.“ Das eigene Häusle in Hohenacker ist abbezahlt, die Kinder sind aus dem Haus, das Herz hat vor einem Jahrzehnt schon mal einen Warnschuss abgegeben – da hat der gebürtige Badener beschlossen, künftig weniger Geld zu verdienen und mehr Zeit mit Frau und Familie zu verbringen. Das war im Jahr 2012, und Mahlbacher hat die letzte Vertragsverlängerung mit einem Altersteilzeitvertrag verknüpft. Am 18. Dezember ist sein letzter Arbeitstag. Die Zukunft der Stadtwerke weiß er in guten Händen: Bereits 2012 wurde der frühere technische Werkleiter Gerhard Ammon zum weiteren Geschäftsführer bestellt, demnächst führt der Diplom-Ingenieur allein die Geschäfte.

 

Auf den Nachfolger warten enorme Herausforderungen

Auf seinen Nachfolger warten enorme Herausforderungen, erklärt Mahlbacher. „Das Umfeld wandelt sich immer schneller, aber wohin, das weiß keiner.“ Allein mit der Aufgabe, die Chancen der wechselnden politischen Rahmenbedingungen zu erkennen und Risiken zu vermeiden, habe jeder Energiemanager genug zu tun. Das war freilich im Jahr 1999, als Thomas Mahlbacher von den Mannheimer Versorgungs- und Verkehrsbetrieben in den Chefsessel der Stadtwerke Fellbach wechselte, kaum anders. Der Strommarkt war im Jahr zuvor liberalisiert worden, da galt es, die Weichen richtig zu stellen. Zumal die Stadtwerke 1998 das Stromnetz von den damaligen Neckarwerken übernommen hatten und seitdem neben Wasser, Gas und Wärme auch Strom liefern. „Die Lösungen damals waren richtig“, sagt der 63-Jährige rückblickend, „aber für die Zukunft sind sie das nicht. Man muss vieles anders machen.“ Nicht ohne Stolz, aber „in aller Bescheidenheit“, sagt Mahlbacher über die Stadtwerke: „Der Laden steht gut da.“ Er schreibt das vor allem den engagierten Mitarbeitern zu, die gut mitgezogen habe. „Ich habe viel verlangt, aber wir haben zusammen auch viel erreicht.“

Das wird auch auf Verbandsebene in Land und Bund wahrgenommen, Mahlbacher ist stellvertretender Präsident im Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg und auch im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft als ständiger Gast im Vorstand vertreten, in Fragen der Energieversorgung ist seine Meinung gefragt. Mahlbacher hat da die Interessen der rund 900 Stadtwerke in der Republik vertreten. Bei dem einen oder anderen jährlichen Treffen in Berlin „konnte man ein bisschen am großen Rad mit drehen“.

Das Stromgeschäft bringt Gewinne

Die als GmbH unter Beteiligung der Neckarwerke gegründeten Stadtwerke Fellbach hatten anfänglich nicht mit Gewinnen aus dem Stromgeschäft gerechnet, doch es kam anders. „Wir waren selber überrascht“, sagt Mahlbacher. „Aber wir haben die Neckarwerke ordentlich unter Druck gesetzt und konnten die Preise runterschrauben.“ Damals gingen mit dem Stromnetz in der Stadt auch die Kunden an die Stadtwerke über. Das 2012 gegründete Remstalwerk, an dessen Entstehung Mahlbacher aktiv mitgewirkt hat, tut sich deshalb ungleich schwerer, weil man um jeden Kunden kämpfen muss.

Das gute Ergebnis der Stadtwerke in der Anfangszeit lag möglicherweise auch daran, dass sich der Chef öfter mal gegen Bedenkenträger durchgesetzt hat. „Andere Geschäftsführer von Stadtwerken waren einfach nicht frech genug“, findet Mahlbacher, beispielsweise, als es um Stromdurchleitungen ging. „Wir haben das erstmals gemacht für einen Kunden, den wir sonst verloren hätten“. Zuvor hatte das noch keiner gemacht, und keiner wusste, wie das ging. Ähnlich war es später, 2001, als es um den Stromeinkauf an der Energiebörse ging. „Das war ein Risiko, aber der Aufsichtsrat hat mitgezogen.“ Und es ergaben sich Einkaufsvorteile, nicht nur für Industriekunden. Privathaushalten boten die Stadtwerke 2006 erstmals einen Treue-Plus-Vertrag mit einjährige Laufzeit an. „Viele Kollegen hatten damals noch keine Sonderprodukte.“ Aber im Jahr zuvor gab es ein Urteil in Bremen zu Preisgleitklauseln in den Verträgen der Energieversorger mit den Kunden. Keine Große Sache, eine Entscheidung in erster Instanz. Aber Mahlbacher hatte damals den richtigen Riecher und damit viel Ärger vermieden, den andere Stadtwerke in der Folge hatten.

Mehr Erfolge als Flops

Als Erfolg wertet Mahlbacher, dass das Unternehmen in Fellbach seinen festen Platz gefunden hat und viele Aktivitäten für die Bevölkerung bietet wie Kinderuni, Eisbahn, Prüfungsvorbereitung für Schüler, Technik-Touren, Seminare in der Ebersberger Sägemühle. Auf Flops während seiner Amtszeit befragt erinnert er sich lediglich an die nicht realisierten Pläne für den Kauf einer großen Biogasanlage. Die Suche danach hat Geld gekostet, aber derzeit sind solche Anlagen nicht wirtschaftlich zu betreiben, weil sie nur Strom erzeugen und die Abwärme nicht nutzen können. Mehr Freude hat die Geschäftsleitung an der kleinen Anlage in Schmiden, die Energie für Strom und Wärme liefert.

Für den Ruhestand hat sich Thomas Mahlbacher zusammen mit seiner Frau viele Reisen vorgenommen. Der Eisenbahnfan wird sich vielleicht auch wieder der Modellbahn widmen. Und möglicherweise Kurse an der Jugendtechnikschule geben, „weil ich davon überzeugt bin“. Zurück in die badische Heimat will er nicht, auch wenn er das Lokalkolorit immer hoch gehalten hat. Badener und Schwaben können herrlich miteinander kabbeln.

„Und jetzt hören Sie aber mal weg“, sagt er zum Schluss, und vertraut dem Reporter ein gut gehütetes Geheimnis an: „Im Schwäbischen kann man auch leben“.