Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Gut, dass die pakistanische Regierung Mitte voriger Woche die Versorgungsrouten für die Nato-Truppen wieder geöffnet hat – wenn auch unter Protest von Tausenden Islamisten. Diese Maßnahme erleichtert den Zugang zum Arabischen Meer. Der Seeweg scheint bei schwerem Gerät die günstigste Transportvariante zu sein. „Wir werden jetzt schnell Verträge schließen müssen“, sagt Ulrich Kirsch, Chef des Bundeswehrverbandes. Pakistan werde erkennen, dass es mit dem Abzug viel Geld verdienen kann, wenn es verlässlich sei. Um den Aufständischen kein Angriffsziel zu bieten, mahnt er, den Abzug über mehreren Routen abzuwickeln und von Kampfverbänden schützen zu lassen.

 

Fortgeschritten ist der Abbau des Camps Faisabad in der nordöstlichen Provinz Badakhshan. Vor zwei Jahren hielten hier mehr als 400 Bundeswehrsoldaten die Stellung. Nun werden Zelte und Sanitärcontainer abgebaut; die Kantine mutiert zur Feldküche, die bald nur noch die berüchtigten Einmannpaketen (Epa) ausgeben wird. Auf Tiefladern rollt das Material zunächst nach Masar-i-Scharif, dem großen Umschlagplatz. Spätestens im Oktober soll das Camp geräumt sein und den Partnern überlassen werden.

In Kundus sind jetzt die Afghanen verantwortlich

Mitte voriger Woche hat die Bundeswehr in Kundus die Verantwortung an die Afghanen übergeben. Davon berührt sind neben der Stadt fünf der sechs Distrikte in der gleichnamigen Provinz. Die afghanischen Kräfte seien in der Lage, eigenständig die Sicherheit zu garantieren, sagt der Isaf-Kommandeur im Norden, General Erich Pfeffer. Von einer erneuten Frühjahrsoffensive der Taliban ist demnach wenig zu spüren. Nachdem die Afghanen ihre Sollstärke erreicht haben und immer besser geworden sind, hat sich die Lage soweit stabilisiert, dass in sechs von neun Provinzen des deutschen Zuständigkeitsbereichs keine ständige Isaf-Präsenz mehr nötig ist.

Es sei zwingend erforderlich, ein eigenes Bundestagsmandat für die logistische Herkules-Aufgabe des Abzugs zu schneidern, sagt Kirsch. Diverse Verteidigungsexperten sehen es ähnlich, handelt es sich bei der Rückverlegung doch um eine eigenständige Operation, die eng mit 16 anderen Nationen abgestimmt wird. Das bedeutet aber auch, mehr Personal bereitzustellen – möglicherweise bezahlt aus dem allgemeinen Bundeshaushalt. Bisher ist dafür noch kein Geld eingeplant worden.

Die Öffnung Pakistans macht den Landweg leichter

Gut, dass die pakistanische Regierung Mitte voriger Woche die Versorgungsrouten für die Nato-Truppen wieder geöffnet hat – wenn auch unter Protest von Tausenden Islamisten. Diese Maßnahme erleichtert den Zugang zum Arabischen Meer. Der Seeweg scheint bei schwerem Gerät die günstigste Transportvariante zu sein. „Wir werden jetzt schnell Verträge schließen müssen“, sagt Ulrich Kirsch, Chef des Bundeswehrverbandes. Pakistan werde erkennen, dass es mit dem Abzug viel Geld verdienen kann, wenn es verlässlich sei. Um den Aufständischen kein Angriffsziel zu bieten, mahnt er, den Abzug über mehreren Routen abzuwickeln und von Kampfverbänden schützen zu lassen.

Fortgeschritten ist der Abbau des Camps Faisabad in der nordöstlichen Provinz Badakhshan. Vor zwei Jahren hielten hier mehr als 400 Bundeswehrsoldaten die Stellung. Nun werden Zelte und Sanitärcontainer abgebaut; die Kantine mutiert zur Feldküche, die bald nur noch die berüchtigten Einmannpaketen (Epa) ausgeben wird. Auf Tiefladern rollt das Material zunächst nach Masar-i-Scharif, dem großen Umschlagplatz. Spätestens im Oktober soll das Camp geräumt sein und den Partnern überlassen werden.

In Kundus sind jetzt die Afghanen verantwortlich

Mitte voriger Woche hat die Bundeswehr in Kundus die Verantwortung an die Afghanen übergeben. Davon berührt sind neben der Stadt fünf der sechs Distrikte in der gleichnamigen Provinz. Die afghanischen Kräfte seien in der Lage, eigenständig die Sicherheit zu garantieren, sagt der Isaf-Kommandeur im Norden, General Erich Pfeffer. Von einer erneuten Frühjahrsoffensive der Taliban ist demnach wenig zu spüren. Nachdem die Afghanen ihre Sollstärke erreicht haben und immer besser geworden sind, hat sich die Lage soweit stabilisiert, dass in sechs von neun Provinzen des deutschen Zuständigkeitsbereichs keine ständige Isaf-Präsenz mehr nötig ist.

Es sei zwingend erforderlich, ein eigenes Bundestagsmandat für die logistische Herkules-Aufgabe des Abzugs zu schneidern, sagt Kirsch. Diverse Verteidigungsexperten sehen es ähnlich, handelt es sich bei der Rückverlegung doch um eine eigenständige Operation, die eng mit 16 anderen Nationen abgestimmt wird. Das bedeutet aber auch, mehr Personal bereitzustellen – möglicherweise bezahlt aus dem allgemeinen Bundeshaushalt. Bisher ist dafür noch kein Geld eingeplant worden.

Eine Folgemission ist schon beschlossen

Was die Zukunft bringt, ist offen. Sicher scheint: Auch nach 2014 werden Soldaten am Hindukusch stationiert sein. Auf dem Nato-Gipfel Mitte Mai in Chicago wurde bereits eine Folgemission mit erheblich weniger Streitkräften beschlossen. Geplant ist eine Nato-Operation mit 10 000 bis 30 000 Soldaten, die hauptsächlich der Ausbildung einheimische Offiziere dient. Details blieben offen. Die US-Truppen könnten – womöglich aber nicht mehr unter Nato-Flagge – weiterhin Terroristen bekämpfen.

Der Bundeswehrverband verlangt auch ein Mandat für das Zivilpersonal, das von 2015 an den Wiederaufbau begleitet. Ungeklärt ist ebenso, was mit den afghanischen Mitarbeitern der Deutschen – den Chauffeuren, Übersetzern und Arbeitern – passiert. Diese bis zu 3000 sogenannten Ortskräften werden zwar gut bezahlt, fürchten aber um ihr Leben und das Wohl ihrer Familien, weil sie von den Taliban als Verräter angesehen und bestraft werden könnten. Angeblich werden sie schon bedroht. Die Bundeswehr kann es sich kaum leisten, diese Mitarbeiter ohne finanzielle Hilfen für einen Neustart im Nachbarland oder gar ohne Einreisevisa für Deutschland ihrem ungewissen Schicksal zu überlassen.