Eine Ausstellung im Klinikum Schloss Winnenden zeigt die Ergebnisse außergewöhnlicher Kunst. Beim Actionpainting wird ein dynamischer Prozess in Gang gesetzt.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Farben gehen ineinander über oder unterbrechen sich gegenseitig. Kleckse und Punkte wechseln sich mit schroffen Flächen ab, dazwischen ziehen blaue, gelbe und rote Schlieren quer über die Leinwand, auf die das Werk aufgetragen ist. „Action Painting – Ausdruck durch Farbe und Bewegung“ heißt die eindrucksvolle Ausstellung mit furiosen Arbeiten von Patienten und deren Ergotherapeutin Susanne Schmidt. Sie ist zurzeit in den Räumen der Ärztlichen Direktion der Klinik im Schloss Winnenden zu sehen. Freie, intuitive Gestaltung und eine große Farbvielfalt zeichnen diese Art der Bewegungsmalerei aus. Die so entstandenen Arbeiten bilden eine eindrucksvolle Begrüßung im Eingangsbereich des Schlosses.

 

Jackson Pollock Spitzname: Jack the Dripper

Die Einführung in das Thema übernahmen zur Vernissage am Freitag Thomas Schlipf, der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie West, und Susanne Schmidt, die vor eineinhalb Jahren die erste Action-Painting-Gruppe im Schloss ins Leben gerufen hat. „Diese Art zu malen ist sehr befreiend“, sagt sie. Eine der ersten Patientinnen, die sich ihr anschloss, sei sehr verschlossen und zurückhaltend gewesen. „Man konnte richtig sehen, wie sie sich entspannte, als sie begann, die Farbe auf die Leinwand zu spritzen.“

Seit 1950 wird diese Form der Malerei intensiv betrieben. Zu den ersten und wohl bekanntesten Künstlern des Action Painting zählen die Amerikaner Willem de Kooning und Jackson Pollock, beide Vertreter der New York School des abstrakten Expressionismus. „Jackson Pollock hat die Leinwände auf den Boden gelegt und dann die Farbe direkt aus den Flaschen darauf gespritzt“, erklärt Susanne Schmidt. Seine großformatigen Arbeiten voller großer Farbtropfen brachten ihm den Spitznamen „Jack the Dripper“ ein, wie Susanne Schmidt den Besuchern der Vernissage am Freitagnachmittag erklärte. „Wir machen es auf die selbe Weise.“

Weitere Ausstellung im Sommer in der Volkshochschule

Aus den Arbeiten im Winnender Schloss springt den Betrachtern die Energie der Künstler regelrecht entgegen. „Aus Platzgründen sind in einer Gruppe nur vier oder fünf Teilnehmer. Dafür gibt es mehrere Gruppen. Die Nachfrage ist sehr groß.“ Wer sich einmal selbst im Action Painting versuchen will, hat dazu übrigens am 29. April in der Volkshochschule Winnenden Gelegenheit. Susanne Schmidt, die auch als Dozentin in der VHS arbeitet, bietet dort einen Kurs an. Ihre Arbeiten kann man übrigens kaufen. Wohin man sich wendet, steht auf den Schildchen neben ihren Werken im Schloss. „Mit einem Preis von 140 Millionen Dollar war eine Arbeit Pollocks 2006 übrigens das teuerste Bild der Welt“, verriet sie den Zuhörern knitz. „No. 5, 1948“ ist der Titel jenes Werks. Eine Arbeit Susanne Schmidts heißt übrigens Bild 5, ist aber – noch – nicht so teuer. Im Juni wird es zudem eine Ausstellung mit ihren Werken in der Volkshochschule Winnenden geben.