Einst waren Filme mit Arnold Schwarzenegger als Killerroboter Wegmarken des Actionkinos. Nun aber wird das Franchise „Terminator“ endgültig zur Peinlichkeit.

Stuttgart - Dieser Brustumfang, als hätte der Kerl gerade eine Gefriertruhe verschluckt! Dieser stiere Blick, als lähme der Eishauch dieser Truhe die Gesichtszüge! Dieser tendenziell angewidert verzogene Mund, als habe der seltsame Klotz nun Gefrierbrandgeschmack auf der Zunge oder verachte einfach jeden, der nicht wie er Gefriertruhen frühstückt! Wachen wir oder träumen wir? Ist das nicht der junge Arnold Schwarzenegger, dieser Muskelkongress in Vollversammlung, in einem Film des Jahres 2015?

 

Wir träumen nicht. Im aktuellen „Terminator: Genisys“ sehen wir mit Hilfe von Computertricks Schwarzenegger zeitweise noch einmal so, wie er in James Camerons bahnbrechendem SF-Kracher „The Terminator“ 1984 splitterfasernackt von der Leinwand drohte. Das hat seine Logik innerhalb dieses Geschichtenkosmos, und zugleich ist es die schlechteste von vielen schlechten Ideen, mit denen das „Terminator“-Franchise im fünften Teil weiter in Grund und Boden gehauen wird, diesmal vom Regisseur Alan Taylor, der bei Fernsehserien wie „The Sopranos“ und „Game of Thrones“ gute Arbeit geleistet hat, im Kino aber zuletzt mit der KopfschmerzErzeugungstablette „Thor: The Dark Kingdom“ unangenehm auffiel.

Maschinenkrieg gegen die Menschheit

Wenden wir uns zunächst der Logik des Auftauchens eines jungen Schwarzeneggers zu. Alle „Terminator“-Folgen sind Zeitreisegeschichte. Cameron und dessen Co-Autorin und Produzentin Gale Anne Hurd haben einst eine Zukunft erfunden, in der die Maschinen einen erbitterten Vernichtungskrieg gegen die Menschheit führen. In diesem Gemetzel stand Skynet, das Computernetzwerk, das sich gegen seine Schöpfer gewandt hat, schon mal besser da. Dank der Führungsqualitäten des Guerilla-Genies John Connor gewinnen die Menschen wieder an Boden. Darum schickt Skynet den von Schwarzenegger gespielten  Terminator, einen Killerroboter mit Fleischverkleidung und begrenzter Sprachfähigkeit, in die Vergangenheit, um dort Connors Geburt zu verhindern.

Der stählerne Klotz scheitert an seiner Aufgabe, aber die Idee der Vergangenheitsbereinigung wird gerade durch ihr erstes Scheitern umso dringlicher. Finger weg von Zeitmaschinen, der Nutzer wird süchtig nach Manipulationsversuchen.

Im noch immer sehr aufregenden „Terminator 2“ kam 1991 eine fiesere, verbesserte Killermaschinein der Gegenwart an, um John und dessen Mutter Sarah auszulöschen. Schwarzenegger, mittlerweile ein positiv besetzter Star, spielte nun das von den Rebellen umprogrammierte Altmodell, das den Connors beistehen sollte.

Zurück in die Zukunft per Zeitmaschine

Zwei weitere, erzählerisch erbärmliche Kinofilme und eine weit unter ihren Möglichkeiten bleibende TV-Serie, „The Sarah Connor Chronicles“, haben weiter an allen Stellrädchen der Terminator-Zeitmaschine herumgeschraubt. In „Terminator: Genisys“ finden wir uns also erneut im Jahre 1984 wieder, zur Zeit, da der erste Killerroboter aus der Zukunft auftaucht.

Aber es ist eben nicht mehr das 1984 des ersten Films. Längst ist der Wächter-Terminator da, so lange schon, dass dessen Fleischhülle gealtert ist, wie wir nonchalant erklärt bekommen. Will heißen, der aktuelle, 67-jährige Schwarzenegger darf vor der Kamera als rabiater Rentner mit Roboterkraft auftreten, im direkten Duell mit seinem jüngeren Stahlselbst. Außerdem wird vom Skynet natürlich einer der verbesserten T-1000-Killerroboter ins Gefecht geschickt, und die Menschen der Zukunft senden noch Kyle Reese (Jai Courtney), einen Rebellen aus Fleisch und Blut, hinterdrein.

Die Effektabteilung bekommt ständig grünes Licht

Klingt das wirr, verwurstelt, verkrampft und unfreiwillig komisch? Dann ist das noch gar nichts gegen die witzlose Sturheit, mit der hier jedes Motiv und jeder Reiz der „Terminator“-Reihe ausgequetscht und der Effektabteilung ständig grünes Licht, aber keine Idee übermittelt wird.

Was die uncharmante Folge an Kloppereien, die dank Zeitreisetechnik zu keinem endgültigen Ergebnis führen kann, unterschwellig vermittelt, ist der völlige Verlust des Glaubens an die Entwicklungsfähigkeit der menschlichen Geschichte. „Terminator: Genisys“ ist Actionkino für eine Zeit, die angesichts des Aufflammens alter nationaler, ökonomischer, ethnischer und religiöser Konflikte und angesichts der im Kreis verlaufenden Interventionen diverser Weltpolizisten ihre Utopien begraben hat und mit der ewigen Wiederkehr derselben Schrecken rechnet.

Doch dieser universale Subtext wird von einem privateren, kläglicheren überlagert. Wenn der alte Schwarzenegger gegen den jungen kämpft sowie gegen jung gebliebene Feinde von einst, zelebriert ein Star den verbohrten Unwillen, seinen Platz im Rampenlicht irgendwann einmal zu räumen. Sarah Connor wird übrigens diesmal von Emilia Clarke gespielt, der Daenerys Targaryen aus „Game of Thrones“. Weshalb man sich ständig wünscht, ein paar ihrer dortigen Drachen möchten hier vom Himmel stürzen und die eitlen Roboter zu Altmetallsuppe zerschmelzen.

Terminator: Genisys. USA 2015. Regie: Alan Taylor. Mit Arnold Schwarzenegger, Emilia Clarke. 126 Minuten. Ab 12 Jahren.