Es ist alles andere als der erwartete Rücktritt. Nur sehr zögerlich nimmt der ägyptische Präsident Mubarak Abschied von der Macht.

Kairo - Der ägyptische Staatschef Husni Mubarak will Vollmachten an seinen Stellvertreter Omar Suleiman übergeben, klammert sich aber weiterhin an die Macht. Den von der Protestbewegung geforderten Rücktritt lehnte er auch am 17. Tage der Massenproteste gegen seine Herrschaft ab.

Er sei bereit zu weiteren Verfassungsänderungen, um einen sanften Machtübergang und freie und faire Wahlen zu sichern, erklärte der Staatschef am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache. Er habe die Änderung von sechs Artikeln der Verfassung veranlasst, darunter auch die Bestimmungen über die Zulassung von Kandidaten zur Präsidentschaftswahl.

Außerdem versprach er, die für die Gewalt Verantwortlichen zu bestrafen. Er werde sich jedoch keinerlei Druck aus dem Ausland beugen, betonte der Staatschef in seiner 15-minütigen Rede. Vizepräsident Suleiman rief die Demonstranten nach Mubaraks Ansprache zu einem Ende der Proteste auf. Sie sollten nach Hause gehen und in die Zukunft schauen, sagte Suleiman im Fernsehen.

"Auf einem anderen Planeten"


Der Politikwissenschaftler Amr Hamzawi berichtete im ZDF telefonisch live vom Tahrir-Platz in Kairo, Mubaraks Rede sei von den Menschen dort "sehr negativ" aufgenommen worden. Auch der deutsch-ägyptische Blogger Philip Rizk berichtete aus der Menge der Demonstranten, keiner sei mit Mubaraks Rede einverstanden gewesen.

"Es ist, als ob er auf einem anderen Planeten lebt", sagte Rizk am Telefon dem Nachrichtensender N24. Mubaraks Reden hätten sich in den letzten 30 Jahren immer so angehört und nie irgendetwas mit der Realität zu tun gehabt, "als ob er über ein anderes Land redet." Rizk äußerte sich gewiss, dass die Demonstranten auf dem Platz bleiben würden, bis Mubarak wirklich zurücktrete, und auch am Freitag wieder in Massen auftauchen würden. "Die Leute haben es satt, diesen Mann, dieses Regime." Offizielle Ankündigungen der Streitkräfte und ein knappes Dementi des Informationsministeriums hatten zuvor Zehntausende von Demonstranten auf dem Kairoer Tahrir-Platz in einen Zustand zwischen Hoffen und Bangen versetzt.