Sind Austritte und Rücktritte wie in Rheinland-Pfalz Einzelfälle?
In einer jungen Partei gibt es mehr Mitgliederfluktuationen als in den etablierten. Bei uns treten nach wie vor viel mehr Bürger ein, als in SPD und CDU. Die große Mehrheit in der AfD-Führung ist sich einig, dass wir das Phänomen Pegida mit den dahinter stehenden Sorgen ernst nehmen müssen. Wir haben auch deutlich gemacht, dass wir keine Zusammenarbeit mit Pegida wollen.
Befürchten Sie, dass nach dem Rücktritt des Pegida-Führers wegen ausländerfeindlicher Äußerungen ein Schatten auf die AfD fällt?
In den Medien wird immer wieder versucht, die AfD in einem Atemzug mit Pegida zu nennen. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel hat an einem Gesprächsforum mit Pegida-Leuten teilgenommen.
SPD-Chef Gabriel und auch Ministerpräsident Tillich lehnen es ab, mit Pegida-Organisatoren zu sprechen.
Das ist ein unehrliches Angebot. Wer verstehen will, warum Menschen auf die Straße gehen, sollte auch mit denjenigen reden, die den Protest organisieren. Das verstehe ich unter Dialog.
Wird die Ausrichtung der AfD auf dem bevorstehenden Parteitag ein Thema?
Wir werden in Bremen voraussichtlich wenig Zeit haben, um über die programmatische Ausrichtung zu diskutieren. Ich persönlich würde es begrüßen, wenn sich der Parteitag dafür etwas Zeit nähme. Die Diskussion ist auch deshalb wichtig, damit sich nach der Pegida-Debatte falsche Interpretationen nicht verstärken. Mit der Einbindung unserer Mitglieder wollen wir die Voraussetzungen schaffen, dass wir Ende des Jahres ein Programm beschließen können. Der Parteitag dient in erster Linie dem Ziel, die neue Satzung zu beraten und darüber abzustimmen. Zudem haben wir hochkarätige Referenten eingeladen, um uns über steuer- und sozialpolitische Themen zu informieren.
Die AfD hat über Monate hinweg über die Struktur der künftigen Führung gestritten. Erwarten Sie, dass der Parteitag die neue Doppelspitze billigt?
Natürlich ist der Parteitag in seinen Entscheidungen frei. Ich erwarte aber, dass er den Kompromiss annimmt. Dafür haben sich alle Mitglieder der AfD-Führung aufeinander zubewegt.
Sie haben in der Führungsdebatte Ihrem Co-Sprecher Bernd Lucke eine „Führung nach Gutsherrenart“ vorgeworfen. Wollen Sie mit ihm zusammen die Partei führen?
Ich habe immer betont, dass ich gern mit Bernd Lucke zusammenarbeite und dies auch gern in Zukunft tun möchte.
Das heißt, Sie werden im April als Co-Vorsitzende kandidieren?
Ja.
Wie erklären Sie ihren Mitgliedern, dass es lediglich für acht Monate eine Doppelspitze geben soll und von Dezember diesen Jahres an dann nur noch einen Bundesvorsitzenden?
Die Kritiker der Ein-Personen-Spitze haben den Kompromiss erarbeitet, weil es ihnen darauf ankommt, dass wir die Basis während der Programmdebatte möglichst gut auch an der Spitze abbilden. Das kommt durch die Mehrfachspitze zum Ausdruck. Eine alleinige Führungsspitze wird es erst geben, wenn wir mit der Arbeit am Programm fertig sind.