Die afghanischen Taliban-Rebellen haben ein Video mit einem entführten US-Bürger und einem Australier veröffentlicht. Die beiden bleichen und unrasierten Männer forderten offenbar im Namen ihrer Entführer Donald Trump zu einem Gefangenenaustausch auf.

Kabul - Das Video mit den beiden von den Taliban entführten Männern aus den USA und Australien wurde den Angaben zufolge am Neujahrstag aufgenommen und am Mittwoch von Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid den Medien zur Verfügung gestellt.

 

Der Sprecher des US-Außenamts, Mark Toner, sagte, die Behörden könnten die Echtheit der Aufnahmen derzeit nicht bestätigen. Weitere Angaben wurden zum Schutz der Privatsphäre des Entführten nicht gemacht. Die USA verurteilten jedwede Geiselnahme von Zivilisten aber in schärfster Form, so Toner. Das australische Außenministerium machte keine Angaben zu dem Video. Die Regierung arbeite jedoch eng mit anderen Regierungen zusammen, um die Freilassung des Betroffenen sicherzustellen. In dessen Interesse würde der Fall nicht weiter kommentiert, hieß es.

Im August gekidnappt

Die beiden Männer hatten an der American University of Afghanistan in Kabul unterrichtet und waren im August gekidnappt worden. Ein Befreiungsversuch der US-Truppen im September lief ins Leere.

Die radikalislamischen Taliban haben das erste Video von zwei vor fünf Monaten in Kabul entführten ausländischen Lehrern der Amerikanischen Universität veröffentlicht. In dem in der Nacht auf Donnerstag auf YouTube hochgeladenen 13-minütigen Film bitten der Australier Timothy Weeks und der US-Amerikaner Kevin King verzweifelt, manchmal weinend, den designierten US-Präsidenten Donald Trump um Hilfe.

Bitte um mehr Verhandlungen

„Bitte, Präsident Trump, holen Sie uns hier raus“, sagte Weeks. „Wenn wir hier noch viel länger bleiben, werden wir getötet. Ich will hier nicht sterben, ganz allein. Ich habe Angst.“ Er bat um mehr Verhandlungen. Die Taliban verlangten die Freilassung von Kämpfern, die auf dem US-Stützpunkt in Bagram bei Kabul und im afghanischen Pul-e Tscharki-Gefängnis festgehalten würden.

Es ist der erste öffentliche Beweis, dass die Taliban und nicht etwa Kriminelle die beiden Professoren gefangen halten. Sie waren im vergangenen August in der Nähe der Universität entführt worden.

Die Taliban halten außerdem weiter die US-Amerikanerin Caitlin Coleman und den Kanadier Joshua Boyle gefangen. Das Paar war 2012 während einer Wanderung in Afghanistan entführt worden. Möglicherweise ist auch seit Dezember ein spanischer Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in der Hand der Taliban.