Nicht nur Noroviren sind’s, die das Gesundheitsamt auf den Wasen führen: Vor den Zelten verschenkt die Behörde am Freitagabend Kondome – im Kampf gegen sexuell übertragbare Infektionen. Denn das Frühlingsfest ist auch ein Flirtfest.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Dass die Angst vor Magen- und Darm-Erkrankungen in Stuttgart umgeht, kann Denis Gugac, der Wirt der Spitzbuben Lodge in der Almhütte Royal, „auch nicht ansatzweise“ feststellen. Die clubähnliche Location mit lauter DJ-Musik auf der Empore von Festwirtin Nina Renoldi brummt Nacht für Nacht so heftig, wie es heftiger kaum sein könnte. „Wenn die Gäste Alkohol trinken, werden sie lockerer“, berichtet Gugac, der selbst nichts trinkt bei der Arbeit in seiner Bar, „da wird schon ordentlich geflirtet.“

 

Der Wasen ist eine riesige Partnerbörse

Das Frühlingsfest ist gerade bei jungen Menschen eine riesige Partnerbörse. Das Stuttgarter Gesundheitsamt will mithelfen, dass Spaß keine negativen Folgen hat. Am Freitagabend rücken Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus, um vor den Zelten kostenlos Kondome zu verteilen. Gegen das Norovirus gibt’s diesen Schutz (noch) nicht. Doch gegen sexuell übertragbare Infektionen, kurz STI, kann man etwas tun.

Auch wenn Sex für viele Menschen zu den schönen und aufregenden Dingen im Leben gehört, ist nicht alles schön, was daraus erfolgen kann: Denn beim Sex kann man sich mit verschiedenen Krankheiten anstecken, über die das Gesundheitsamt nun beim Stuttgarter Frühlingsfest informiert. Zu den Kondomen gibt es für die Wasenfans kleine Heftchen, in dem alles Wichtige steht samt QR-Code, der auf die STI-Seite der Gesundheitsschützer führt.

Dort kann man dann lesen: „Viele sexuell übertragbare Infektionen verlaufen zunächst ohne Symptome, die Betroffenen merken nichts, können aber trotzdem andere anstecken. Ob Sie sich möglicherweise angesteckt haben, kann ein Beratungsgespräch und ein Test klären. Bitte vereinbaren Sie telefonisch einen persönlichen Termin!“

Kondome seien noch immer der beste Schutz, erklärt das Gesundheitsamt, gegen HIV, außerdem könnten sie das Risiko einer Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Tripper und Chlamydien senken.

Wie viele Kondome das städtische Gesundheitsamt verschenken wird? „Wir verteilen, was verlangt wird“, lautet die Antwort aus der Rathaus-Pressestelle. Eine genaue Zahlenangabe ist nicht zu erfahren. Bei großen Stadtteilfesten habe es schon ähnliche Aktionen gegeben. Wie bei der Fußball-WM 2006, teilt Sprecherin Jacqueline Albinus mit, werde man in Kürze auch bei der EM ebenfalls Kondome verteilen. Mit Flyern wird für die Aktion auf dem Wasen nicht geworben. „Wir sind angehalten, keinen unnötigen Müll zu produzieren“, teilt die Behörde mit.

Kondomfach im Lederhosenlatz

Wo Sport ist, sind Präservative nicht fern. Bei den Olympischen Spielen im Sommer in Paris, haben die Veranstalter bereits bekannt gegeben, werden die Athleten und Athletinnen mit 300 000 Gratis-Kondom ausgestattet. So viele sind es auf dem Wasen freilich nicht.

Für „wildes Kribbeln im Bauch“, heißt es auf der Facebook-Seite des Frühlingsfestes, könnten nicht nur Fahrgeschäfte sorgen – und auch am Magen- und Darmvirus liegt’s nicht immer. Achtung, Frühlingsgefühle machen sich breit! Der Trachtenhersteller Angermaier bietet bereits eine Lederhose mit Kondomfach im Latz an.

In den sozialen Medien plädiert ein User scherzhaft für eine „Vollkörperkondompflicht“. Dann wäre der Noro-Erreger keiner Aufreger mehr.