Mercedesmuseum, Villa Reitzenstein und viele Schaulustige: Albert II. von Monaco und seine Frau Charlène haben am Dienstag die Landeshauptstadt besucht. Der Fürst interessierte sich für erneuerbare Energien. Die Zaungäste für andere Dinge.

Stuttgart - Neckarpark: der 56er-Bus hält. Vor Aufregung hat Ursula Hartmann zu früh auf „Stopp“ gedrückt. Aus Weil der Stadt ist sie angereist, um einen Blick auf Albert und Charlène zu werfen. „Die beiden gehören zusammen“, sagt die Adelsexpertin, die das junge Glück bisher nur vorm Fernseher verfolgt hat. „Keiner hat damit gerechnet, dass es mit der Hochzeit so schnell ging.“

 

Mercedesmuseum: Der Fürst und die Fürstin rollen in der schwarzen Limousine den Hügel herauf. Gut 50 Schaulustige erwarten sie und mindestens so viele Presseleute. Die Kollegen der Klatschmagazine haben klare Aufträge. „Ich soll auf ihren Bauch schauen“, sagt der Fernsehreporter, „und auf ihre Lippen, die sollen frisch aufgespritzt sein.“ Die Lippen sind vom Absperrband aus schwer einzuschätzen. Auf jeden Fall trägt Charlène ein beiges Hemdblusenkleid im Safaristil mit braunem Gürtel und Sandalen mit Keilabsatz. Im blonden Haar steckt eine Sonnenbrille. „Sie ist viel schöner als auf den Bildern. Ich musste echt zittern“, schwärmt Maja Herzmansky aus Gerlingen, deren achte Klasse kein besseres Ausflugsziel hätte wählen können.

Eintrag ins Gästebuch: Fürst Albert (blau getupfte Krawatte zum blauen Anzug) schreibt, er sei „très heureux“ und überhaupt. Seine Frau schaut ihm schräg über die Schulter. Was macht er da bloß? Endlich ist sie dran, signiert schwungvoll und gut. Ihr Mienenspiel ist schwer zu deuten, es findet so gut wie keines statt. Selbst die Andeutung eines Lächelns verkneifen sie sich. Auch das Bad in der Menge muss warten. „Later“, sagt Albert.

Das Spalier der Anzugträger formiert sich

Fotostopp beim Mercedes Simplex, Baujahr 1902: Albert schaut interessiert, Charlène skeptisch, die Hände elegant vor dem Schoß verschränkt. Wieder keine O-Töne, dafür spekuliert Christof Sage darüber, was das Paar im privaten Teil des Nachmittags macht. Vielleicht gehen sie zum Tennis auf den Weissenhof? Genaues weiß der Promifotograf und Albert-Spezi („Man kennt sich von Monte Carlo. Da sieht man sich ja dauernd“) leider nicht.

Villa Reitzenstein, Empfangszimmer: Das Spalier der Anzugträger formiert sich. Zu ihnen gehört Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach, die Schillerhöhe steht später auf dem Besuchsplan. Er habe den Fürsten 2009 kennengelernt, erzählt Fehrenbach. Bei Bosch wolle er mit ihm darüber sprechen, wie künftig der Verkehr in Monte Carlo funktionieren könne. Es gehe darum, Konzepte zu entwickeln. „Für Aufträge ist es noch zu früh.“ Albert komme übrigens allein nach Gerlingen. Was Charlène mache, wisse er nicht. Da kann Gerlinde Kretschmann helfen. „Ich fahr mit ihr ins Schlossgartenhotel. Sie will sich frisch machen.“ Für den Adel interessiere sie sich weniger, verrät die First Lady von Baden-Württemberg. „Aber neugierig bin ich immer. Vor allem darauf, wie sich die beiden als Paar präsentieren.“ Dass sie während ihres zweitägigen Staatsbesuchs auf Einladung des Bundespräsidenten neben Berlin ausgerechnet Stuttgart beehren, erstaunt sie nicht. „Das hätte ich genauso gemacht.“

Villa Reitzenstein, Flur: Winfried Kretschmann bleibt angesichts des hohen Besuchs gelassen. Schaut raus zur Einfahrt, kommt zurück: „Tut mir leid, war falscher Alarm.“ Währenddessen sickert durch: zum Mittagessen nebenan gibt es Salat, Kalbsrückensteak und Beeren in Gelee. Das sei aber streng geheim. So habe es der monegassische Palast angeordnet. Endlich erscheinen die berühmten Gäste.

Charlène und Albert wirken angestrengt

Begrüßungsrunde: „Mach mal Charlènes Schuhe“, bekommt der RTL-Kameramann von der Reporterin die Anweisung. Fehlt noch, welche Marke das Kleid ist. Hat sie denn niemand danach gefragt?

Geschenkübergabe: Jetzt geht es erst einmal um Ammoniten. Ein Prachtstück aus Holzmaden bekommt Albert von Winfried Kretschmann geschenkt. „Er zeigt uns, wie jung wir sind auf der Welt.“ Charlène erhält vier Tassen aus Ludwigsburger Porzellan mit den Konterfeis von Schiller und Mörike. „Ihnen soll nur der Kaffee daraus schmecken.“ Die Fürstin haucht: „Thank you“.

Offizieller Teil: „Sie sehen, wir sind hier in einem Schloss, und ich kann Sie standesgemäß begrüßen“, sagt der Ministerpräsident. Es freue ihn besonders, dass sich der Fürst für den Umweltschutz und für erneuerbare Energien engagiere. „Ich wünsche mir, dass Sie von diesem Besuch gute Eindrücke mitnehmen können“. Fürst Albert II. revanchiert sich auf Deutsch. „Es ist eine große Freude für Fürstin Charlène und mich, hier in Stuttgart und in Baden-Württemberg zu sein.“ Und weiter auf Französisch: es sei der erste Besuch als Paar, aber er sei schon oft privat im Land gewesen. „On y trouve un art de vivre“, man findet hier viel Lebensart, hören die Gastgeber aus berufenem Munde. Der Fürst ist diesmal aber dienstlich hier, er lobt die technische Kompetenz gepaart mit sozialer Verantwortung. „Ich möchte mit dem Land bei meiner Umweltstiftung eine Partnerschaft eingehen.“

Fototermin auf der Terrasse: Wieder stellt sich das Paar dem Blitzlichtgewitter, beide wirken angestrengt. Als sie sich umdrehen, legt Albert seiner Frau kurz die Hand auf den Rücken. „Now it’s done“, bescheidet die Protokolldame aus Monaco. Keine Fotos mehr. Sie weiß immerhin: das Kleid ist von Ralph Lauren. Und beim Empfang trinkt Charlène Wasser statt Sekt. Aber das muss ja nichts bedeuten.