Einmal pro Woche kochen Mamas für 200 Albschüler.Ein Selbstversuch beim Team Ofenschlupfer.

Stuttgart-Degerloch - Für zwei Personen kochen ist nicht schwer – für 200 umso mehr. So viele hungrige Mäuler stopfen die Kochmütter der Albschule jeden Donnerstag. Einen Tag habe ich mich unter die fleißigen Mamis vom Team Ofenschlupfer und Kartoffelsuppe gemischt und dabei vor allem gerührt, was das Zeug hält.

 

9.30 Uhr

Die Laune ist bestens, die Frisur sitzt, und die Motivation ist groß. Petra Gohl empfängt mich herzlich. Sie ist der Profi. So wird das leitende Mitglied jedes Teams genannt. Neben den Ofenschlupfern gibt es beispielsweise auch das Team Pizza oder das Team Penne mit Tomatensoße. Petra Gohl reicht mir eine Schürze, weist mich in die Hygienevorschriften ein und schon stehe ich neben Kochmama Andrea Hoffmann am Herd.

9.32 Uhr

Köstlicher Lauch- und Möhrenduft steigt mir in die Nase. Gespannt gucke ich in die zwei Edelstahl-Töpfe. Sie sind so hoch, dass ich mich auf die Zehenspitzen stellen muss. Da drückt mir Andrea Hoffmann auch schon einen riesigen Kochlöffel in die Hand. „Rühren“, lautet ihre Anweisung. Sonst brennt das Gemüse an, das die Mamas schon als Basis für die Kartoffelsuppe geschnippelt haben.

Während ich rühre, ackert Antje Naveau an der Apfel-Station. Sie schält und schneidet kiloweise Früchte. Dabei hilft ihr eine Handkurbel, die das Obst gleichzeitig schält, entkernt und in Scheiben zerlegt. Gundula Braune seiht derweil die Kirschen ab, Sonja Schlegel stapelt Brot und Obst in riesige Stahlwannen, Petra Gohl rührt die Masse für den Ofenschlupfer an – aus 70 Eiern, kiloweise Quark und Zucker und literweise Milch.

11 Uhr

Die Suppe köchelt vor sich hin. Die Kartoffeln, die wir inzwischen hinzugefügt haben, gibt es zum Glück geschält und klein geschnitten zu kaufen. Endlich fertig mit dem Rühren, denke ich. Falsch gedacht, nun geht es ans Anrühren der Vanillesoße, die es zum Ofenschlupfer gibt. Und die Milch ist ein noch viel empfindlicherer Patient auf dem Herd als das Gemüse. Ich rühre, bis mir die Arme brennen.

11.30 Uhr

Die Ruhe vor dem Sturm. Das Angenehme am Kochmama-Dasein ist, dass man als erstes in den Genuss der eigenen Speisen kommt. Gemütlich sitzen wir zusammen. Die Frauen erzählen, dass normalerweise auch ein Opa in ihrem Team mitarbeitet, der heute jedoch verhindert ist. Und dass sie zu Hause keinen Ofenschlupfer mehr machen. Sowie davon, dass es nicht einfach ist, weitere Kocheltern zu finden. Die meisten haben keine Zeit mehr. „Ich nehme mir extra Urlaub, um fünfmal pro Schuljahr mitzukochen“, erzählt Gundula Braune, wie sie Beruf und Ehrenamt unter einen Hut bekommt.

12 Uhr

Der Sturm nach der Ruhe. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann stehen unzählige Kinder vor mir. Gnädigerweise hat mich Petra Gohl für die Essensausgabe eingeteilt. Die anderen machen den ungeliebten Spüldienst oder kümmern sich darum, dass die Tische weiter ordentlich bleiben, während die kleinen Essensgäste ihren Hunger stillen. Im Akkord verteile ich Suppe und Ofenschlupfer. Manch kleiner Esser weiß genau, was er möchte: „Einen Hauch von Suppe, bitte“, sagt ein Schüler höflich. Ein anderer ist da weniger entschlossen: „Apfel oder Kirsche?“, frage ich. Er antwortet mit einem klaren „Ja“. So geht es knapp eine Stunde.

13.10 Uhr

Ich brauche den zweiten Teller Suppe zur Stärkung. Die anderen Frauen spülen die letzten Teile ab. Ich bin erschöpft, die Frisur sitzt nicht mehr ganz optimal, die Laune ist aber immer noch gut. Es hat nämlich trotz der knackigen Arbeit und des Geräuschpegels eine Menge Spaß gemacht. Was die Kocheltern leisten, ist ein Knochenjob, das weiß ich jetzt. Aber einer, der sich wirklich lohnt.