Sie haben unterschiedliche Jobs ausgeübt, bevor Sie Ihr Talent als Märchenerzähler entdeckt haben. Wie schaffen Sie es, die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer zu fesseln?
Ich kenne mehr als hundert Geschichten, aber ich kann sie nicht spontan erzählen. Mir zu sagen, „erzähl doch mal was“, das ist, als würde man einen Metzger auf der Straße nach einem Stück Wurst fragen. Vor meinem ersten größeren Auftritt hatte ich furchtbares Lampenfieber. Deshalb habe ich zu Beginn auf algerisch die Macht der Worte beschworen – seitdem mache ich das vor jedem Auftritt.
Sie treten manchmal auch an Schulen auf. Starren Jugendliche währenddessen nicht die ganze Zeit auf ihre Smartphones?
Ich war einmal an einem Gymnasium eingeladen. Der Lehrer hatte mich dreimal gewarnt, wie unruhig die Klasse ist. Ich sagte wie jedes Mal zu Beginn meinen Spruch auf: „Die Menschen kommen und gehen, aber das Wort bleibt. Hört mir zu, damit das Wort nicht stirbt.“ Daraufhin war die Klasse dann ganz still.
Das Gespräch führte Kata Kottra.

Ein Erzähler mit märchenhaftem Lebenslauf

Charles Naceur Aceval wurde 1951 geboren. Seine Mutter war die Tochter eines nomadischen Stammesführers. Ihre Heirat mit Acevals Vater, einem christlichen Basken, lehnte die Familie zunächst ab.

 

Acevals Vater starb früh. Wegen des Algerienkrieges gab die Familie ihr Leben im Zelt auf und zog in ein kleines algerisches Dorf. Die Märchen der Mutter halfen Aceval und seinen fünf Geschwistern während der kargen Kindheit.

Als 22-Jähriger ging Aceval, der wegen seines Vaters einen französischen Pass hat, nach Marseille und später nach Deutschland. Als er seine spätere Frau kennenlernte, zog er in ihren Heimatort nach Weil im Schönbuch.

Am Freitag, 27. März, erzählt Aceval um 20 Uhr mit musikalischer Begleitung im Restaurant Mäulesmühle in Leinfelden-Echterdingen. Weitere Auftritte findet man unter www.aceval.net.