Abstinenz ist für manche Menschen der beste Weg aus einer drohenden Alkoholabhängigkeit – aber nicht für alle. Caritas-Beraterin Lana Schaich hilft Menschen dabei, mit kontrolliertem Trinken einer Sucht vorzubeugen.

Stuttgart – - Fasching ist vorüber, bei manchem folgt ein böses Erwachen, nachdem der Rausch ausgeschlafen ist. Lana Schaich, psychosoziale Beraterin für Suchtkranke bei der Caritas, erklärt, warum Kurse für kontrolliertes Trinken wichtig sind. Ein Angebot startet am 25. Februar.

 
Frau Schaich, es heißt immer, bei Alkoholsucht sei Abstinenz wichtig. Warum bieten Sie Kurse für kontrolliertes Trinken an ?
Abstinenz ist eine Möglichkeit der Bewältigung einer Alkoholsucht und für viele Abhängige auch die erfolgversprechendste. Seit Jahren zeigen wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse jedoch, dass manche Menschen mit einer Alkoholabhängigkeit sehr wohl auch lernen können, ihren Konsum zu reduzieren und zu kontrollieren. Wir erreichen mit unserem Kurs zudem viele Menschen in ganz unterschiedlichem Alter und sehr verschiedenen Lebenssituationen, die einfach weniger Alkohol trinken wollen, damit gar nicht erst eine Sucht entsteht.
Bringt die Fastenzeit viele Menschen ins Grübeln?
Die Fastenzeit ist es in der Regel nicht, zumindest nicht allein. Es braucht viele Anstöße, stete Tropfen, die den Stein höhlen. Das Thema muss immer wieder ins Bewusstsein kommen. Deshalb haben wir bei der Konzertreihe zu Bacchus für unser Angebot geworben und hängen jetzt Karten in Kneipen aus. Der direkte Anstoß ist oft eine Rückmeldung, die aus der Familie oder von Freuden kommt. Auch ein gesundheitliches Problem, das auftritt, kann ein Auslöser sein. In dem Kurs geht es auch um die Ursachen von Sucht. Wir haben viele Frauen, die über Gebühr von Beruf und Familie beansprucht sind und sich in den Alkohol flüchten, Ärztinnen genauso wie Verkäuferinnen. Sie müssen zum Beispiel lernen, auch mal Nein zu sagen.
Was ist der Vorteil des kontrollierten Trinkens?
Der wesentliche Vorteil ist, dass sich die Teilnehmer ihr Ziel selbst setzen und dann Methoden lernen, um dieses Ziel zu erreichen. Das ist oft nachhaltiger als verordnete Abstinenz, weil der Wille größer ist. Abstinenz ist in unserer trinkfreudigen Gesellschaft manchmal schwer durchzuhalten. Kontrolliert Trinkende fühlen sich nicht so ausgegrenzt. Den Konsum zu reduzieren wird oft als weniger abschreckend erlebt als Abstinenz.