Wirtschaftlich sprudelt der Landkreis geradezu. Nur eine Sache stinkt den Stadtwerken: dass Badebesucher sich vor dem Baden nicht duschen.

Kreis Ludwigsburg - Die gute Nachricht vorab: der Landkreis Ludwigsburg schwimmt im Geld. Oder differenzierter: der Kreis landet im deutschlandweiten Vergleich laut „Focus“ auf Rang zwei der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Egal ob Wachstum, Jobs, Firmengründungen, Produktivität, Standortkosten, Einkommen oder Attraktivität – Ludwigsburg kann alles, wahrscheinlich sogar fließend hochdeutsch. Weiter vorne auf der Welle des Erfolgs reitet nur noch Pfaffenhofen an der Ilm, ein bayerischer Landkreis, der bekannt ist für Hopfen und Babybrei.

 

Eine Mitteilung der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim könnte dem Landkreis die strahlende Bilanz verhageln. Die weisen in einer vierwöchigen Aktion in ihren Bädern darauf hin, dass der geneigte Besucher sich doch bitte vor dem Baden kurz abduschen solle. Sonst würden Staub, Schweiß, Kosmetika, Deos und was man eben sonst noch so braucht, um den Landkreis wirtschaftlich nach vorne zu bringen, zu dem Bade sich ergießen.

„Kann der Landkreis also alles außer Duschen?“, fragt man sich. Muss man den Ludwigsburgern nicht nur sprichwörtlich den Kopf waschen, was Hygiene angeht? Die kostenlos ausgeteilten Duschgels kommen jedenfalls gut bei den Besuchern an, heißt es. Der Wirtschaftskraft des Landkreises wird es dennoch nicht zuträglich sein, denn die Werbegeschenke kommen aus dem Landkreis Esslingen.

Duschten denn schon die Flößer vor dem Baden?

Ob die Flößer anno dazumal auch immer geduscht haben, ehe sie Holz aus dem Schwarzwald die Enz hinab Richtung Vaihingen transportiert haben? Diese Antwort blieb der Vaihinger Maientag an diesem Montag wieder einmal schuldig. Im Flößerlied heißt es nur: „Der Flößer tut gern, was er mag“. Und das ist traditionell Tanzen. Weniger traditionell in diesem Jahr: ein Free-Fall-Tower anstatt eines Riesenrads – „aus terminlichen Gründen“, wie es im Rathaus heißt. Man muss die Feste eben feiern wie sie fallen.

Ein weiterer Freund des Sturzflugs treibt derzeit Schwieberdingen um. Ein brütender Bussard attackiert dort arglose Schwieberdinger Köpfe – und er macht keinen Unterschied, ob der gewaschen ist oder nicht. Die Gemeinde empfiehlt, in der Nähe des Keltengrabs eine Kopfbedeckung zu tragen, um das aufbrausende Federvieh fernzuhalten.

Überstürzen möchten die Ludwigsburger Stadträte indes nichts beim Baywa-Areal. Außer einem Redeschwall hat die vergangene Sitzung des Bauausschusses nicht viel Neues für die Industriebrache ergeben. Spritziger klingt da schon die Nachricht, dass die Stadtverwaltung einen neuen Verkehrsrechner für eine Million Euro kaufen will, der die Fahrer dann auch im Internet über Staus und freie Parkplätze informieren kann. Am Ende soll alles fließen, so die Idealvorstellung.

Vielleicht bleibt dann endlich den hart arbeitenden, wirtschaftskraftsteigernden Menschen in diesem schönen Landkreis mehr Zeit für die wichtigen Dinge. Wie wäre es beispielsweise mit Duschen vor dem Baden?