Die Auswirkungen des H4B4-Erregers im Ludwigsburger Stadtteil Eglosheim sind verheerend – ein Gegenmittel ist nicht in Sicht.

Ludwigsburg - Diese Epidemien überall. Sie scheinen überhand zu nehmen. Irgendeine Weltgegend scheint immer darunter zu leiden. Ist eine Seuche irgendwo eingedämmt, bricht an anderer Stelle eine neue aus. Dabei klingen die Bezeichnungen dafür eher harmlos. Nicht mehr als eine komische Kombination von Buchstaben oder von Buchstaben und Ziffern: MeV, SARS, J10, HSV1, H5N1 oder H7N9. Wenn man nur nicht wüsste, dass sich dahinter Krankheiten wie Masern, Schweres Atemnotsyndrom, Influenza, Herpes oder die Vogelgrippe verbergen.

 

Unfall im Hochsicherheitslabor

Schlimm, schlimm: seit in diesem Frühjahr H4B4 ausgebrochen ist, können auch die Ludwigsburger ein Lied davon singen. Schlagartig waren ganze Stadtteile infiziert, die Folgen sind verheerend. Nach bisherigen Erkenntnissen ist der Krankheitsverlauf zwar nicht tödlich und so weit uns bekannt, erkranken auch keine Tiere. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass bisher kein Serum entwickelt wurde, mit dem diese Epidemie eingedämmt werden könnte. Anders als bei der Geflügelpest (H5N1), die in Südostasien wütete, sind im Fall des sogenannten Eglo-Virus (H4B4), der zurzeit im Nordwesten der Stadt samt den angrenzenden Gemeinden Tamm und Asperg grassiert, nicht einmal die Übertragungswege geklärt. Es gibt allerdings Vermutungen, und die weisen eindeutig in Richtung Ludwigsburger Rathaus.

Demnach soll dort in einem Hochsicherheitslabor an einem Wirkstoff gegen den Lärm an der Bundesstraße 27 gearbeitet worden sein. Und dann soll es zu einer folgenschweren Panne gekommen sein. Ein unachtsamer Mitarbeiter, heißt es, das Übliche eben. Filmreif.

Kurz vor Abschluss der nötigen Testserien, in denen man H4B4 (der Name steht laut den Erfindern für ein stark asphalthaltiges Allheilmittel gegen Verkehrslärm) den Anwohnern der Frankfurter Straße in Eglosheim als Antikörper verabreichen wollte, soll so der in der Retorte erzeugte Erreger entwichen und auf verschlungenen Pfaden in den Amsel-, Drossel-, Finken- und Starenweg gelangt sein – also doch eine Art Vogelgrippe. Die Symptome sind furchtbar. Die Erkrankten leiden an akuten Panikattacken, sehen nur noch 26 Meter hohe Schallschutzwände vor ihren Haustüren und fühlen sich nachts von einem Verkehrslärm geplagt, als wohnten sie in der Einflugschneise eines Airports.

Im Stich gelassen

In ihrer Not haben sie sich zur wohl größten Selbsthilfegruppe zusammengerottet, die es jemals in Baden-Württemberg gegeben hat, zur Initiative „Gemeinsam gegen H4B4!“ In diesem Titel klingt schon die ganze Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung an, denn was fehlt, ist ja gerade die Gemeinsamkeit: Die Verantwortlichen für diese Machenschaften ziehen nämlich nicht mit.

Der Grund: die Laborassistenten im Rathaus glauben noch immer an die heilsame Wirkung des Eglo-Virus und denken deshalb nicht im Traum daran, die weitere Verbreitung des hochtoxischen Erregers zu unterbinden. Stattdessen wollen sie weiterforschen. Typisch verrückte Wissenschaftler! „Bisher wissen wir nur, wie H4 (Hirschbergstraßentrasse) wirkt, wir möchten aber gerne wissen, was B4 (Bahntrasse) mit den Menschen anstellt“, lautet die neueste Forderung von Dr. Seltsam & Co. Und das soll nun auch noch mit Steuermitteln finanziert werden. Um die Verwirrung perfekt zu machen, haben die Zauberlehrlinge weitere Retro-Viren freigesetzt: FP4 (Tunnel unterm Favoritepark) und FS2 (Frankfurter-Straßen-Tunnel). Aber das sind nur die, die man schon nachgewiesen hat. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil.

In den nächsten Tagen verabschieden sich der Obervirenmeister und seine Gefolgsleute in die großen Ferien, und die gefährliche Mischung aus Eglo-, Retro- und anderen Nonsens-Viren kann den Sommer über in der Luft über Ludwigsburg vor sich hin gären. Schlimm. Schlimm das. Die Büchse der Pandora ist geöffnet und das Unheil nimmt seinen Lauf.