Allianz MTV Stuttgart bezwingt den Schweriner SC in einem umkämpften Spiel in fünf Sätzen – auch weil das Team nie den Glauben an den Sieg verliert.

Stuttgart - Einen Moment zögert Guillermo Naranjo Hernandez, sein Blick schweift über die nur noch halb gefüllten Ränge der Scharrena. „Gut möglich“, sagt der Trainer des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart dann, „vielleicht war es unsere beste Leistung in dieser Saison.“ Und die war auch nötig. Denn Stuttgart siegte am Ende nur hauchdünn mit 3:2 (13:25, 25:20, 25:27, 25:14, 15:13) gegen den Schweriner SC im Hinspiel des Halbfinales um die deutsche Meisterschaft. Damit stehen die Stuttgarterinnen mit einem Bein in der Finalserie.

 

Dabei zeigte der Schweriner SC vor 2100 Zuschauern – unter ihnen auch VfB-Trainer Huub Stevens – in der ausverkauften Scharrena von Beginn an, warum er zuletzt ins Halbfinale des europäischen Challenge-Cups vorgedrungen war. Bis zur ersten technischen Auszeit hielt Allianz MTV noch mit – 7:8. Danach zündete Schwerin den Turbo und zimmerte die Aufschläge präzise über das Netz. Stuttgart wurde von den Gästen mit 13:25 förmlich abgeschossen. „Schwerin hat losgelegt, wie die Feuerwehr. Das hat uns schon beeindruckt“, sagte die Zuspielerin Mareike Hindriksen.

Doch bereits im zweiten Satz zeigte sich ein anderes Bild. Stuttgart kam zurück, spielte beinahe fehlerfrei. Nun geriet Schwerin zunehmend ins Hintertreffen. Nachdem die Gäste zwei Satzbälle abwehren konnte, versenkte Renata Sandor, die später als beste Spielerin der Partie ausgezeichnet wurde, den dritten Ball wuchtig mitten im Feld der Schwerinerinnen – 25:20 und Stuttgart war wieder im Spiel.

Keinen Punkt verschenkt

Nun entwickelte sich ein hochklassiges Volleyballspiel, das einem Halbfinale um die deutsche Meisterschaft alle Ehre machte. Keinen Punkt schenkten sich die Kontrahentinnen, jeden Fehler des Gegners bestraften beide Teams sofort. Immer wieder wechselten die Führungen. Zum Satzende hatte Schwerin knapp die Nase vorne. Doch unter den Ovationen der Stuttgarter Fans wehrte ihr Team zwei Satzbälle des Schweriner SC ab. Den dritten verwandelte die überragende Lousiane Souza Ziegler jedoch eiskalt zum 27:25. War es das für Stuttgart? Die Spielführerin Kim Renkema glaubte immer noch an den Sieg ihres Teams: „Die Mädels hatten Feuer in den Augen. Ich wusste: wir verlieren nicht.“

Und so bewiesen die Volleyballerinnen aus dem Neckarpark einmal mehr ihre Nervenstärke. Im vierten Durchgang drehten sie richtig auf und setzten den zehnfachen Meister und fünfmaligen Pokalsieger mit ihren Angaben unter Druck. Dabei profitierten sie allerdings auch von der Verletzung der bis dato starken Schweriner Mittelblockerin Yvon Belien. Mit lautem Jubel bedachte die Scharrena jetzt jeden Punkt der Blau-Weißen, die Schwerin am Ende mit 25:14 den Satz abnahmen. Ein fünfter Satz musste die Entscheidung bringen.

Auf den Rängen gab es jetzt kein Halten mehr. „Wir stehen den fünften Satz“, verkündete Hallensprecher Frank Schuhmacher und die Scharrena klatschte ihr Team nach vorne. Als Sandor und Renkema mit spektakulären Rettungsaktionen den ersten Satzball für Stuttgart sicherten, tobte die Menge. Doch Schwerin wehrte sich nach Kräften. Zwei Auszeiten nahm Hernandez nacheinander, erst dann machte Stuttgart mit dem dritten Satzball alles klar. Ein Aufschlag der besten Schwerinerin Lonneke Slöetjes geriet zu lang – 15:13 und der 3:2-Sieg für Stuttgart.

Durch den Heimerfolg kann Stuttgart bereits beim Rückspiel am Samstag (19 Uhr) in Schwerin den Finaleinzug perfekt machen. Nur bei einer Niederlage müsste ein drittes entscheidendes Spiel am 11. April (19 Uhr) in der Scharrena her. Das Hinspiel machte jedenfalls klar: Stuttgart wird wieder eine Topleistung zeigen müssen.