Noch deutlicher wird Thomas Stegmanns von der Lebensmittelüberwachung der Stadt Stuttgart. „Bei Blindenführhunden gilt das Verbot nicht, der jeweilige Supermarktleiter muss dafür sorgen, dass die Sehbehinderten eingelassen werden.“ Natürlich sei es nicht im Interesse der Lebensmittelüberwachung, dass jeder Hund mit in die Metzgerei gehe und dort womöglich sein Geschäft erledige, aber bei Führhunden sei der Fall anders gelagert. „Das sind speziell ausgebildete Hunde, da passiert nichts.“ Selbstverständlich wollten Verkäufer und Filialleiter Ärger mit anderen Kunden vermeiden. „Da dienen wir Lebensmittelkontrolleure dann gerne als Ausrede.“ Deshalb gibt Stegmanns noch einmal zu Protokoll: „Mit uns bekommt niemand ein Problem, wenn er einen Blindenführhund in seinen Laden lässt.“

 

Bei der bundesweiten Pressestelle von Edeka sind diese Regelungen auch angekommen, werden aber gleich wieder relativiert. In der Regel sei das Mitführen eines Blindenhundes möglich, aber bei der genossenschaftlichen Organisation von Edeka könne keine pauschal gültige Auskunft gegeben werden. Bei der Rewe Group, zu der auch Penny gehört, ist die Aussage eindeutiger. Grundsätzlich dürften Menschen, die auf ihre Hunde angewiesen seien, in die Märkte kommen. „Es kann aber gut sein, dass bei dem ein oder anderen Marktleiter eine Unsicherheit entsteht, wenn ein Blinder mit Führhund im Eingang steht“, sagt Thomas Bonrath, Sprecher von Rewe. Für die Landesbäckerinnung Baden-Württemberg macht deren Geschäftsführer Andreas Kofler klar: „Wir warnen vor überschnellen Reaktionen. Es muss gehen, dass der Führhund mit in den Laden kommt.“

Sarikaya sucht bisher vergebens einen Arbeitsplatz

Sarikaya helfen derlei Bekenntnisse im Alltag wenig. Trotz aller Hürden beim Einkauf ist er dankbar, seine Labradorhündin zu haben. „Seit ich Race habe, bin ich gegen keinen Masten mehr gelaufen. Vor allem aber hat sie mir aus der Depression geholfen.“ Sarikaya kämpft auch noch an anderer Stelle. Vor drei Jahren hat der Sehbehinderte seine Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Nikolauspflege abgeschlossen – und seither 300 erfolglose Bewerbungen geschrieben. „Die Unternehmen stellen lieber einen Rollstuhlfahrer als einen Blinden ein“, stellt er resigniert fest. Dabei bezahle die Arbeitsagentur die Umrüstung des Arbeitsplatzes. Der junge Mann fragt nach jeder Absage nach, woran es denn gelegen habe. „Ehrliche Antworten gibt keiner, alle weichen mir aus.“