Beim Ausmisten des Dachbodens des Bezirksamts ist ein womöglich 50 Jahre altes Vaihinger Rad zum Vorschein gekommen. Es schmückt nun den Otto-F.-Scharr-Saal in der Alten Kelter.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Etwa anderthalb Meter misst das Holzrad im Durchmesser. Da ist es schon fast verwunderlich, dass es auf dem Dachboden des Bezirksamts in Vergessenheit geriet. Vor Kurzem allerdings fanden die Rathausmitarbeiter das Schmuckstück auf der Bühne. Aufgrund von Brandschutzbestimmungen muss der Dachboden nach und nach entrümpelt werden.

 

„Bis zum Herbst muss alles draußen sein, was eine Brandgefahr darstellen könnte“, sagt Bezirksvorsteher Wolfgang Meinhardt. Und so kam bei den Aufräumarbeiten das Vaihinger Rad zum Vorschein. Ein bisschen eingestaubt sei es gewesen, aber ansonsten in einem guten Zustand, sagt Meinhardt. Werner Seher, Elektroinstallateur, Mitglied der Schützengilde und engagierter Bürger in Vaihingen, habe sich dem Rad angenommen und es herausgeputzt.

„Vermutlich wurde das Holzrad für einen Straßenumzugswagen gefertigt“, sagt Meinhardt und spielt damit auf das Kinder- und Heimatfest an. Das gibt es seit den sechziger Jahren. Es wäre also möglich, dass das nun wiederentdeckte Vaihinger Rad bereits 50 Jahre alt ist. „Das genaue Alter und die Herkunft lassen sich aber wahrscheinlich nicht mehr herausfinden“, sagt der Bezirksvorsteher.

Das Rad stellt ein Folterinstrument dar

Gemeinsam mit seiner Stellvertreterin Susanne Stückle hat er nach dem Fund auf dem Dachboden über einen geeigneten Platz für das Rad nachgedacht. „Zum Wegwerfen wäre es zu schade gewesen“, sagt Meinhardt. „Und wir dachten, in die Alte Kelter passt es doch aufgrund der historischen Bedeutung hervorragend.“

Das zerbrochene Rad der heiligen Katharina, der Schutzpatronin des Spitals Esslingen, stellt ein Richtrad dar. Mit dem Folterwerkzeug wurden zum Tode verurteilte Straftäter hingerichtet. Bereits bevor das Rad seinen Platz auf dem heutigen Wappen des Stadtbezirks fand, zierte es das Wappen des Stadtteils Vaihingen.

Zu Meinhardts Bedauern allerdings haben die Vaihinger das Rad bislang gar nicht richtig zur Kenntnis genommen. Das mag daran liegen, dass es vor der Ziegelwand ein bisschen untergeht. „Vor einem weißen Hintergrund würde das Rad besser zur Geltung kommen. Aber leider sind die weißen Wände in der Kelter zu klein“, sagt Meinhardt. So schmückt das Rad nun die Ziegelwand direkt neben der Eingangstür des Otto-F.-Scharr-Saals. Dem Bezirksvorsteher gefällt das Vaihinger Rad an der Wand der Alten Kelter. „Es ist ein Stück Identifikation mit dem Stadtteil“, sagt Meinhardt.