Die Spielhalle in der Alten Post in Plieningen wurde Zielscheibe von Schmierereien. Der mutmaßliche Täter wurde beobachtet, die Polizei ermittelt. Die Untere Denkmalschutzbehörde will eine behutsame Reinigung des historischen Hauses.

Plieningen - Es waren drastische Schimpfwörter, die in der vergangenen Woche an die Hauswand der Alten Post geschrieben wurden. Jemand hatte auf das historische Gebäude, in dem eine Spielhalle untergebracht ist, in schwarzer Schrift Worte wie „Manipulation“ und „Scheiß griechische Hurensöhne“ gesprüht – garniert mit mehreren Hakenkreuzen. „Wir haben die Schmierereien morgens entdeckt, und wir waren schockiert“, sagt eine Angestellte des Spielcasinos. Abgesehen von dem Haus sei auch ihr Auto besprüht worden, berichtet die Frau, die im Obergeschoss des Gebäudes lebt.

 

Ihr Chef Dimitrios Evagelou, der die Spielhalle betreibt, sagt: „Natürlich haben wir bei der Polizei Anzeige erstattet.“ Zwar gehört ihm das Haus nicht selbst. Doch der Anschlag hat sich gegen sein Etablissement gerichtet, also ist er tätig geworden. Die Chancen, den mutmaßlichen Täter zu fassen, stehen offenbar gar nicht schlecht. Ein Nachbar habe den Mann, der für die Schmierereien verantwortlich sein soll, bei dessen nächtlichem Treiben beobachtet und sogar ein Foto von dem Verdächtigen und dessen Auto gemacht, berichtet die Angestellte der Spielhalle. Die Polizei habe diese Informationen bekommen und ermittle nun gegen den mutmaßlichen Täter.

Der Fall ist an den Staatsschutz übergeben worden

Das bestätigt der Polizeisprecher Thomas Ulmer. „Allerdings dauert die Auswertung der Informationen noch an“, sagt er. So müsse zum Beispiel erst herausgefunden werden, wer das Täterfahrzeug zum Zeitpunkt des kriminellen Geschehens gefahren habe. Denn der Wagen sei ein Firmenfahrzeug. Darüber hinaus ist der Fall laut Ulmer an den Staatsschutz – ein eigenes Dezernat innerhalb der Polizei – übergeben worden. Und zwar wegen des Hintergrunds, dass Hakenkreuze auf die Außenwand der Alten Post gesprüht wurden. „Der Staatsschutz wird sich genau damit beschäftigen, welche Motivation hinter der Tat steht“, erläutert Ulmer.

Warum der Täter sich zu der Sachbeschädigung hat hinreißen lassen, darüber kann Dimitrios Evagelou nur spekulieren. „Ich habe keine Ahnung, ob das persönlich oder ausländerfeindlich ist.“ Seine Angestellte vermutet, dass sich ein Spieler, der viel Geld verloren hat, rächen wollte. Das hält ihr Chef für abwegig: „Dann müssten ja alle Casinos beschmiert werden. Spielhallen sind so ausgelegt, dass man nicht immer gewinnt.“

Denkmalschutzbehörde fordert eine professionelle Reinigung

Von den Beschimpfungen in schwarzer Schrift ist derweil mittlerweile nichts mehr zu sehen. Sie sind großflächig mit weißer Farbe übertüncht worden. Das hat Evagelou veranlasst. „Wir konnten das Ganze doch nicht so lassen“, sagt er. Bei der Unteren Denkmalschutzbehörde wird das gar nicht gerne gesehen. Denn die Alte Post steht unter Denkmalschutz, eine Veränderung an der Fassade ist nicht ohne Weiteres möglich. „Einfach darüber zu streichen, ist sicher nicht zulässig“, sagt Ellen Pietrus, die Leiterin der Behörde.

Für die Fachfrau ist die oberste Priorität nun, „den alten Zustand des Gebäudes wiederherzustellen“. Mit einer mechanischen oder chemischen Reinigungsprobe müsse herausgefunden werden, welches die schonendste Methode sei, um das Haus sauber zu machen. „Das muss sehr sorgsam geschehen, das kann nicht irgendeine Firma erledigen“, sagt Pietrus. Deshalb werde sich ein Mitarbeiter der Behörde mit dem Hausbesitzer in Verbindung setzen.

Spielhallen-Betreiber will alten Zustand wiederherstellen

Dass es womöglich nicht in Ordnung war, die Schmierereien einfach zu überpinseln, war Dimitrios Evagelou nach eigenem Bekunden schlichtweg nicht bewusst: „Ich hatte das nicht auf dem Schirm.“ Er versichert: „Wir müssen jetzt abwarten, was die Ermittlungen bringen. Aber natürlich werden wir das Haus wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzen.“