Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Links auf der Bühne die Freiburger, rechts das Ensemble Recherche, abwechselnd ging es hochsensibel zur Sache, und nach den ersten beiden Blöcken schon war relativ deutlich: Ganz so einfach ist das mit der Zuordnung in damals und heute nicht.

 

Wiegte sich Gérard Pessons Fassung (von 1958) nicht ungleich kommod-konservativer als Picforths (Vorname unbekannt) den Raum mit gewagten Geigenschritten neu vermessendes Stück von 1500? Und ging nicht Stuart MacRaes „Tol-Pedn“-Version von 1976 als verklärtes Nachtstück der – um es mit Bach zu sagen – Seele näher als Thomas Farmers kontemplatives „Ground in g“, geschrieben am Ausgang des siebzehnten Jahrhunderts? Klar war nur eins: Hier wie dort saßen Virtuosen da, die im Sinn hatten, die Musiken ganz genau zu verzahnen – und dann hörte man die Bezüge eben auch, wenn Bryn Harrison (1969) William Byrds Musik bewegte, als zöge er liebevoll an einem Marionettenfaden: um die Harmonien sanft ins sphärisch Dissonante fallen zu lassen.

An schwarzem Humor (Brian Ferneyhough), subtilen Zählzeit-Pointen (Birke Bertelsmeier) und endlich einem naturgemäß barocken „Cantus Firmus“-Witz (Wolfgang Rihm) fehlte es nicht. Und das tat dann dem Geist natürlich ganz gut. Ein vorzüglicher Abend, bewundernswerte Solisten, ein einfallsreiches Kontrastprogramm. Wenn demnächst fürs Resümee nach den Konzerten des Jahres gefahndet werden sollte: Hier, bei der Bachakademie, war wohl schon mal eins davon.