Der gelernte Wirtschaftsjurist und Tauchlehrer Tim Härle sorgt seit einem Jahr als Geschäftsführer eines ungewöhnlichen Fachhandels für Meeresaquaristik dafür, dass der Stoff, aus dem die „Riffträume“ sind, so schnell nicht ausgeht.

Altenriet - Korallen in bizarren Formen und in bunter Farbenvielfalt wiegen sich in der Strömung – und nicht minder exotisch wirkende Fische beleben zusätzlich das prächtige Bild. Die Unterwasserszenerie ist in diesem Fall freilich weder in der Karibik, noch im Roten Meer zu bewundern, sondern man findet sie mitten im tiefsten Binnenland, nämlich in der Schönbuchrandgemeinde Altenriet. Dort lebt Tim Härle (38) seine „Riffträume“ aus, und hat vor ziemlich genau einem Jahr unter dem gleichnamigen Label einen Fachhandel für Aquaristik eröffnet – mit Meerwassershop und Tauchschule, Beratungs- und Betreuungsnetzwerk sowie mit Führungen, falls Bedarf besteht.

 

„Life is better at the beach“, verspricht ein schon leicht von antikem Charme gezeichnetes Schildle am Schaufenster des Spezialgeschäfts gleich am Beginn der Altenrieter Friedhofstraße. Den Lobpreis auf das Strandleben hat Härle einst als Souvenir aus Elba mitgebracht. Ergänzt wird das Fundstück mittlerweile durch eine weitere Plakatbotschaft an der Schaufensterscheibe, die sofort ins Auge sticht und von den „traumhaften Korallenriffen“ kündet.

Eine Reise mit beruflichen Konsequenzen

Eigentlich und streng genommen müsste man sich Tim Härle mit Schlips und Kragen in einem Beratungsbüro vorstellen, in dem ökonomische Problemfälle dominieren. Schließlich ist der gebürtige Tübinger von Haus aus Wirtschaftsjurist, wenngleich einer mit einem ausgeprägten Taucherfaible. Eine Reise zum australischen Great Barrier Reef sollte denn vor 14 Jahren auch berufliche Konsequenzen haben. „Ich hatte das Gefühl in einer anderen Welt zu sein“, schwärmt der 38-Jährige rückblickend. Und zumindest einen Teil dieser wunderbaren Unterwasserwelt wollte er in seinen Berufsalltag hinüber retten.

Wer vor Härles Schauaquarium steht, kann die Faszination verstehen. Hier haben 50erlei Korallenarten, bei denen es sich um niedere Tiere handelt, ihren Auftritt – und mit auf der Unterwasserbühne agieren als schwimmende Kunstwerke allein ein Dutzend Doktorfische, weiter Riffbarsche und sogenannte Vogellippfische. Und ganz so, als zählten sie zum Bühnenbegleitpersonal, bieten Weißbandputzergarnelen den Akteuren ihre Reinigungsdienste an. Bei den Korallen, so ist zu erfahren, handelt es sich aus Gründen des Artenschutzes grundsätzlich um Nachzuchten.

Aquarien als repräsentativer Blickfang

Tim Härle arbeitet mit der Unternehmensberaterin Petra Kutschal zusammen. Denn Aquarien, und speziell solche mit Meerwasserflora und -fauna, sind längst nicht mehr auf die heimischen vier Wände privater Liebhaber beschränkt. Die Unterwasserwelt, sagt Beraterin Kutschal, gilt als repräsentativer und zugleich entspannender Blickfang bei Firmensitzen sowie in Arztpraxen und Anwaltskanzleien. Die preisliche Bandbreite für die Flossenträger rangiert von bis zu 1000 Euro für eine ausgewählte Anemonenfischart bis zu knapp 30 Euro für einen putzigen Clownfisch. Im Schnitt, so heißt es, sind für das schwimmende Inventar zwischen 50 und 100 Euro pro Exemplar zu berappen.

Die Kunden, sagt Härle, reisen bis aus Augsburg, München oder Nürnberg an. Für Andere liegen die Riffträume näher. Beispielsweise waren schon kleine Kita-Besucher vor Ort, um mit dem Tauchlehrer quasi auf Unterwassertour zu gehen. Und ab November gibt es wieder Schausonntage in Altenriets bunter Welt der Korallen.