Audi lässt in seinem Zukunftslabor einen Blick auf die Zukunftstechniken der Marke zu. Es geht um Hybridantrieb und alternative Kraftstoffe.

Man schwankt zwischen Anerkennung und Enttäuschung: Da pumpt Audi Millionen Euro in den komplett fahrfertigen und vollmundig angekündigten Elektro-Sportwagen R8 e-tron, um ihn kurzerhand in der Versenkung verschwinden zu lassen. Beinahe jedenfalls, denn als Blickfang voller Zukunftstechnologie ist er auf Veranstaltungen wie dem Audi-Zukunftslabor auch weiterhin eine Wucht. Einerseits ist es also schade um ihn, andererseits hat die Marke mit den vier Ringen offenkundig eine Notbremse gezogen: 'Die Energiedichte, Kosten und Langlebigkeit der Batterien haben sich nicht so entwickelt, wie wir erwartet haben', erklärt Audi-Technik-Spezialist Oscar da Silva Martins auf die Frage, warum bei der Premiummarke die reine Elektrifizierung auf Eis gelegt wurde.

 

Während also im eindrucksvoll inszenierten Hintergrund die roten Renner ihr schicksalhaftes Schattendasein führen, beschreibt Audi-Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer die nahe Zukunft so: 'Die Audi-tron-Familie steht für alltagstaugliche Plug-in-Hybride und CO 2 -neutrale Langstreckenmobilität.' Damit kommen zwei Hoffnungsträger auf Basis des A3 ins Spiel, die sich dem emissionsfreien Fahren annähern und bezahlbar sein sollen. Der A3 Sportback e-tron verbindet laut da Silva Martins 'das Beste aus zwei Welten und ist der erste Plug-in-Hybrid aus unserem Hause'. Äußerlich unterscheidet er sich nur durch den e-tron-Schriftzug und einen leicht veränderten Kühlergrill vom konventionellen A3.

Die Reichweite beträgt 940 Kilometer

Die Kombination aus 1,4-Liter-Benziner und Elektromotor führt zu einer Gesamtleistung von 150 kW (204 PS) - bei einem Drehmoment von 350 Newtonmeter. Laut Normzyklus begnügt sich der e-tron-Zwitter mit 1,5 Liter Benzin auf 100 Kilometer, dies entspricht 35 Gramm CO 2 -Ausstoß pro Kilometer. Da der Wagen einen normalgroßen Kraftstofftank an Bord hat, beträgt die Reichweite 940 Kilometer. Rein elektrisch kann der Plug-in-Hybrid bis zu 50 Kilometer zurücklegen, wobei ab Tempo 130 der Verbrennungsmotor automatisch gestartet wird. Hinter dem verschiebbaren Markenzeichen verbirgt sich eine Buchse zum Aufladen der 8,8 kW starken Batterie. An einer haushaltsüblichen Steckdose dauert dies vier Stunden, an einer Industriesteckdose halbiert sich der Wert.

E-tron-Kunden müssen gegenüber dem herkömmlichen A3 einen von 380 auf 280 Liter verkleinerten Kofferraum hinnehmen: Zwar ist die Hochvolt-Batterie unter der Rücksitzbank untergebracht, aber über der Hinterachse sitzen Niedervolt-Batterie für das allgemeine Stromnetz an Bord und Benzintank. In Ingolstadt rechnet man derzeit mit einem A3-e-tron-Verkaufsstart ab Mitte 2014. Angedachter Verkaufspreis: rund 38 000 Euro. Bereits in diesem Jahr startet ein ebenfalls schon länger angekündigtes Audi-Projekt: Geht es nach dem Willen von Frank Dieminger, der für den Bereich Nachhaltige Produktentwicklung zuständig ist, 'steht uns eine Energiewende im Kraftstofftank bevor'. Auch wenn dies etwas hoch gegriffen scheint, kommt mit dem A3 g-tron ein bivalenter Erdgas-Sportback auf den Markt, der zumindest eine leidenschaftliche Entwicklungsgrundlage vorweisen kann: Audi betreibt nämlich in Kürze im emsländischen Werlte eine E-Gas-Anlage. Dort entsteht durch den Einsatz von regenerativem Strom und Wasser synthetisches Methan.

Dieses sogenannte E-Gas entspricht praktisch dem fossilen Erdgas und lässt sich in das Erdgas-Tankstellennetz einspeisen. Laut Dieminger 'produziert die Anlage zunächst Erdgas für ungefähr 1500 Kunden bei einer Laufleistung von jeweils 15 000 Kilometer pro Jahr'. Der 81 kW (110 PS) starke A3 g-tron hat mit seinem herkömmlichen Benzintank und seinen beiden Gastanks à sieben Kilogramm eine Reichweite von bis zu 1300 Kilometern. Mit einem Einstiegspreis von 25 900 Euro liegt der A3 g-tron 2500 Euro über dem vergleichbaren reinen Benzin-Bruder. Welche weiteren Modelle mit dem Kürzel e-tron und g-tron auftauchen werden, ist im Zukunftslabor keinem Audi-Mitarbeiter zu entlocken. An ihrem Entwicklungsdrang ließen die Ingenieure jedoch keinen Zweifel - und warfen mitunter feurige Blicke in Richtung R8 e-tron.