Der Jungregisseur Christopher Rüping setzt „Lolita“ in Szene. Mit abgeschmackten Spielideen, findet StZ-Kritiker Roland Müller.

Stuttgart - Der Roman ist ein Klassiker der Weltliteratur, aber er ist noch längst nicht entschärft. In „Lolita“ tickt eine Zeitbombe: Vladimir Nabokov schildert den sexuellen Missbrauch eines zwölfjährigen Mädchens durch seinen 36-jährigen Stiefvater. Dabei lässt er ausschließlich den pädophilen Täter zu Wort kommen, eine Ungeheuerlichkeit, die er freilich mit höchstem literarischen Raffinement ins Werk setzt. Wer diesen komplexen Stoff mit dem brisanten Thema auf die Bühne bringen will, braucht starke Argumente. Der gehypte Jungregisseur Christopher Rüping aber hat nur Spielideen der billigsten, abgeschmacktesten Sorte. Statt auf ein Konzept setzt er auf die Bühnenmaschinerie, die aus der Inszenierung ein technisch hochgerüstetes Nichts macht. Ein schlimmer Saisonauftakt im Schauspielhaus. Mehr dazu am Samstag.