Der Schulleiter der Winnender Albertville-Realschule wehrt sich gegen Vorwürfe, eine Gedenktafel an der Schule verhindern zu wollen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Sven Kubick, der Rektor der Albertville-Realschule, hat die Vorwürfe der Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen" energisch zurückgewiesen, eine Gedenktafel für die Opfer des Amoklaufs vom 11. März 2009 an der Schulfassade verhindern zu wollen. Die Initiative, der auch Eltern von Opfern des Amoklaufs angehören, hatte in einem offenen Brief kritisiert, nach fast drei Jahren habe weder die Schule noch die Stadt eine Gedenktafel oder ähnliches im öffentlichen Raum zustande gebracht. Dieser Brief, verfasst von Roman Grafe dem Sprecher der Initiative, hatte zu Diskussionen in Winnenden geführt, die der Gemeinderat nun am Dienstag aufgriff. "Herr Grafe hat leicht reden, wenn er fordert, dass eine Tafel an der Tür angebracht werden soll. Wir haben noch einige Lehrer an der Schule, die den Amoklauf miterlebt haben. Ich habe Verständnis für diese traumatisierten Kollegen, die jeden Tag an dieser Tafel vorbeigehen müssten", sagte Kubick vor dem Gemeinderat.

Die Frage, wo und in welcher Form eine Gedenktafel angebracht werde, soll weiterhin in der Schulkonferenz mit allen Beteiligten geklärt werden, sagte Kubick. Dazu zählten sowohl die Eltern, als auch die Lehrer und die Schüler, sagte der Schulleiter. "Ich muss alle mitnehmen.\" Seit mehr als eineinhalb Jahren werde das sensible Thema behutsam bearbeitet. Im November 2011 hätten einige Opfereltern ein deutliches Zeichen an der Schule gefordert. "Von einer Tafel mit den Namen der getöteten Schüler war nicht die Rede", betonte der Schulleiter, der seit dem Jahr 2010 an der Albertville-Realschule tätig ist. Da zurzeit in Winnenden über eine Gedenkstätte im benachbarten Stadtpark nachgedacht wird, habe es für ihn keinen Sinn gemacht, 50 Meter davon entfernt nochmals eine Tafel mit den Namen an der Schule anzubringen.

Die Form der Gedenktafel müsse von allen Beteiligten mitgetragen werden. Das erfordere seine Zeit. Außerdem erinnerte Kubick daran, dass die Rückkehr der Schulgemeinschaft in ihr angestammtes Gebäude zum Schuljahrsbeginn eine Aufgabe gewesen sei, die nicht leicht und vor allem zeitintensiv gewesen sei.

 

Oberbürgermeister fordert eine Arbeitsgruppe

In der Frage, wo eine Gedenktafel an der Albertville-Realschule angebracht wird, müsse berücksichtigt werden, dass Menschen, die dort Blumen oder Kerzen abstellen, nicht gestört werden. Ebenso soll der Unterricht nicht durch Aktivitäten an der Tafel beeinträchtigt werden. "Wir sind immer noch eine Schule", sagte Kubick. Er habe sich beim Erfurter Gutenberg-Gymnasium Rat geholt, wo vor zehn Jahren ein Amoklauf stattgefunden hat, wie man dort die Gedenktafel gestaltet habe. "Diese ist etwas entfernt vom Eingang an einer Ecke des Schulgebäudes angebracht, die öffentlich gut erreichbar ist."

Der Winnender Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth hat am Dienstag vorgeschlagen, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die über die Gestaltung einer öffentlichen Gedenkstätte und deren Standort beraten soll. Bis zum Jahresende werde eine Entscheidung fallen. In dem Arbeitskreis sollen alle Betroffenen beteiligt sein, außerdem schlug Holzwarth die Beratung durch einen namhaften Künstler vor. Der Gemeinderat stimmte diesem Vorschlag einstimmig zu.