Zwei Männder sind am Böblinger Amtsgericht zu Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt worden. Für ein bandenmäßiges Vorgehen gab es keine Beweise.

Böblingen – Mehr als fünf Euro bringt ein Kilogramm Kupfer ein. Ein lohnenswertes Geschäft für Metalldiebe, vorausgesetzt, sie werden nicht überführt. Nicht gelohnt hat es sich für zwei Männer im Alter von 43 und 32 Jahren. Eine „erhebliche kriminelle Energie“ hat die

 

Staatsanwältin ihnen am Mittwoch in einem Verfahren am Böblinger Amtsgericht bescheinigt. Sie sollen Firmen und Baustellen ausgekundschaftet haben, um das teure Metall zu entwenden. Dennoch bleiben sie auf freiem Fuß – aus Mangel an Beweisen, so der Richter, und weil sie alle Anklagepunkte des Diebstahls und der Hehlerei eingeräumt haben.

Beutezüge liegen drei Jahre zurück

„Das ist ein mildes Urteil“, sagte der Verteidiger des 32-Jährigen. „Die Beweislage gab nicht mehr her“, erklärte der Amtsrichter Werner Kömpf seinen Richterspruch. Wie sehr die beiden Männer in Diebstähle und Hehlerei verwickelt sind, ließ sich nicht ganz klären. Der 43-Jährige erhielt eine Strafe von einem Jahr, die zur Bewährung ausgesetzt wurde, und muss 60 gemeinnützige Arbeitsstunden leisten. Der 32-Jährige kam mit drei Monaten, ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung, und 30 Arbeitsstunden davon.

Die nun aufgedeckten Beutezüge liegen schon fast drei Jahre zurück. Das Gericht geht davon aus, dass der arbeitslose 43-Jährige aus dem Kreis Ludwigsburg in vier Fällen rund 500 Kilogramm Kupfer in Esslingen und Eutingen im Gäu (Landkreis Freudenstadt) im Wert von rund 3000 Euro entwendete. Woher das Metall stammte, das der 32-Jährige aus dem Kreis Böblingen für 450 Euro verhökerte, blieb letztlich aber im Dunkeln. Und in Renningen wiederum wollten die Männer im vergangenen Jahr ebenfalls Kupfer stehlen. Doch stießen sie auf dem Betriebshof eines Unternehmens nicht auf das Edelmetall, sondern auf anderes Baumaterial.

Telefone abgehört

Strafmildernd kam für die beiden noch hinzu, dass der 43-Jährige lediglich wegen eines Diebstahls vorbestraft ist. Außerdem konnte das Gericht den beiden keine bandenmäßigen Absprachen nachweisen. Auf die Kupferdiebe war die Polizei durch eine Telefonüberwachung aufmerksam geworden. Ein am Stuttgarter Amtsgericht wegen Rechnungsbetrugs verurteilter 47-Jähriger hatte dabei Kontakt mit ihnen aufgenommen, um im vergangenen Jahr offenbar weitere Diebstähle zu planen.

Der Richter Werner Kömpf verlas während der Verhandlung ein paar der aufgezeichneten Gespräche, in denen es unter anderem um eine mögliche Diebestour in Esslingen ging. „Die Firma könnte der Jackpot sein, dort lagern 30 bis 40 Kupferrollen“, hatte der 47-Jährige den beiden voriges Jahr am 5. Mai gesteckt. Über die Pfingstfeiertage sei es ein Leichtes, den Coup mit den wohl je rund 100 Kilogramm schweren Rollen zu landen. Danach ging es um Bewegungsmelder und um den Abtransport, wofür „zur Not ein Loch in den Zaun gemacht wird“.

Diebstähle aus wirtschaftlicher Not

Solche Aussagen reichten jedoch nicht aus, um die Angeklagten als Diebesbande anzusehen, sie seien nicht einmal strafbar, erklärte der Verteidiger des 32-Jährigen. „Wenn ich sage, ich gehe nachher zu Edeka und klaue etwas, dann taugt das ja auch nicht zu einer strafrechtlichen Verfolgung“, meinte er.

Nach dem Richterspruch zeigten sich die Angeklagten erleichtert. Sie hätten die Diebstähle aus wirtschaftlicher Not heraus begangen, räumten beide ein. Der 43-Jährige – von Beruf Maurer – gab an, dass er 30 000 Euro Schulden habe, zur Zeit etwa 700 Euro Arbeitslosengeld erhalte und 600 Euro Miete samt Nebenkosten zahlen müsse. „Da ist es jeden Monat sehr eng. Deshalb lebt unsere neunjährige Tochter bei den Großeltern“, erklärte der aus Ostdeutschland stammende Mann. Seine Frau sei zurzeit ebenfalls auf Arbeitssuche.

Auf 80 000 Euro Schulden sitzt der 32-Jährige, der mit einem Pizza-Service insolvent ging. Zuvor hatte der ledige Mann bei einer Sicherheitsfirma gearbeitet und Anlagen der Deutschen Bahn überwacht. Der gelernte Fließenleger will nun im thüringischen Jena im Oktober eine Mechanikerausbildung beginnen. Er war wie sein Kumpane kurz nach der Wende in den Westen gekommen und zieht jetzt wieder in seine alte Heimat zurück.