Die Politik hat Gerber, Milaneo und Co. genehmigt. Sie ist also mitverantwortlich dafür, dass mehr Menschen nach Stuttgart kommen wollen. Doch sie scheut sich noch davor, mit den Folgen umzugehen, meint StZ-Redakteur Sven Hahn.

 

Die Debatte, ob es richtig war, den Bau von Gerber und Milaneo zu genehmigen, ist obsolet. Heute geht es darum, die Folgen dieser Entscheidungen positiv zu gestalten. Doch davor scheint sich die Politik noch zu scheuen.

Dass die neuen Handelsstandorte mehr Menschen in die Innenstadt locken würden, war zu hoffen. Doch lange war nicht klar, wo diese Menschen herkommen würden. Die Frage lautete also: Wird der Handel in der Landeshauptstadt oder der im Umland unter dem massiven Zuwachs an Handelsfläche zu leiden haben? Dass es nun danach aussieht, als könne der Einzelhandel in Stuttgart gestärkt aus dieser Entwicklung hervorgehen, muss als Glücksfall bezeichnet werden – auch wenn es für ein endgültiges Urteil noch viel zu früh ist.

Doch wenn die City schon an Anziehungskraft gewinnt, sollte es den Besuchern möglichst angenehm gemacht werden, in die Innenstadt zu kommen. Dabei gibt es noch reichlich Potenzial: Die Zahl der Parkplätze ist in den vergangenen Jahren kaum angepasst worden, die Suche nach einem freien Stellplatz gestaltet sich schwierig. Zudem scheinen die Staus täglich neue Rekordlängen zu erreichen. Auch der öffentliche Nahverkehr wurde nur zögerlich ausgebaut. Vor allem die Unpünktlichkeit der S-Bahn ist legendär. Außerdem findet man kostenloses Internet allein an ausgewählten Orten und nicht flächendeckend in der gesamten Stadt. Es hapert also bereits an den grundlegenden Dingen, die Lust auf einen Besuch der City machen.

Doch die Möglichkeiten der Politik, die Folgen von Milaneo, Gerber und Co. positiv zu gestalten, enden damit noch lange nicht. Jeder Kommunalpolitiker sollte es sich zur Pflichtaufgabe machen, Stuttgart bestmöglich zu bewerben. Wer also A gesagt und einem massiven Zuwachs an Handelsfläche zugestimmt hat, der muss konsequenterweise auch B sagen. Und das bedeutet, mehr Menschen einen angenehmen Aufenthalt in der Stadt zu ermöglichen.

Dass die neuen Handelsstandorte mehr Menschen in die Innenstadt locken würden, war zu hoffen. Doch lange war nicht klar, wo diese Menschen herkommen würden. Die Frage lautete also: Wird der Handel in der Landeshauptstadt oder der im Umland unter dem massiven Zuwachs an Handelsfläche zu leiden haben? Dass es nun danach aussieht, als könne der Einzelhandel in Stuttgart gestärkt aus dieser Entwicklung hervorgehen, muss als Glücksfall bezeichnet werden – auch wenn es für ein endgültiges Urteil noch viel zu früh ist.

Doch wenn die City schon an Anziehungskraft gewinnt, sollte es den Besuchern möglichst angenehm gemacht werden, in die Innenstadt zu kommen. Dabei gibt es noch reichlich Potenzial: Die Zahl der Parkplätze ist in den vergangenen Jahren kaum angepasst worden, die Suche nach einem freien Stellplatz gestaltet sich schwierig. Zudem scheinen die Staus täglich neue Rekordlängen zu erreichen. Auch der öffentliche Nahverkehr wurde nur zögerlich ausgebaut. Vor allem die Unpünktlichkeit der S-Bahn ist legendär. Außerdem findet man kostenloses Internet allein an ausgewählten Orten und nicht flächendeckend in der gesamten Stadt. Es hapert also bereits an den grundlegenden Dingen, die Lust auf einen Besuch der City machen.

Doch die Möglichkeiten der Politik, die Folgen von Milaneo, Gerber und Co. positiv zu gestalten, enden damit noch lange nicht. Jeder Kommunalpolitiker sollte es sich zur Pflichtaufgabe machen, Stuttgart bestmöglich zu bewerben. Wer also A gesagt und einem massiven Zuwachs an Handelsfläche zugestimmt hat, der muss konsequenterweise auch B sagen. Und das bedeutet, mehr Menschen einen angenehmen Aufenthalt in der Stadt zu ermöglichen.

Sven Hahn

Mehr als eine Shoppingmall

Wer allein an das Wohl des Einzelhandels denkt, bringt die City nicht voran, findet StZ-Autor Thomas Durchdenwald

Jeder Wette wohnt ein Scheitern inne, will man in Abwandlung des berühmten Hermann-Hesse-Verses jenen Immobilienexperten zurufen, die wegen des rasanten Zuwachses im Einzelhandel in der Innenstadt offenbar Angst vor der eigenen Courage bekommen.

Wer nach der massiven Ausweitung der Verkaufsflächen nun plötzlich entdeckt, dass die Straßen und die Parkplätze in der City endlich sind und der öffentliche Nahverkehr mitunter an seine Kapazitätsgrenzen stößt, muss sich schon fragen lassen, seit wann er sich mit der Lage in Stuttgart befasst. Zumal das Rathaus die Rahmenbedingungen, etwa die Zahl der Parkplätze, klar definiert hat. Überraschen kann all dies jedenfalls niemanden, auch nicht jene, die in Handelsflächen investieren und nun offenbar um ihre Rendite bangen.

Mehr Straßen, mehr Parkplätze – wie in den 50er Jahren?

Mehr Straßen, mehr Parkplätze – diese Forderungen erinnern an die autogerechte Stadt, die in den 1950er Jahren propagiert wurde und Stuttgart städtebauliche Wunden wie die Theodor-Heuss- und die Konrad-Adenauer-Straße zugefügt hat, die bis heute schmerzen. Selbst der ADAC hat derartige Ideen schon vor Jahren zurecht in die Mottenkiste verbannt. Sie heute wieder auszupacken beweist die Schlichtheit der Argumentation, die nur von ihrer Widersprüchlichkeit übertroffen wird, wenn zugleich mehr Parkplätze gefordert und Feinstaubalarme und Staus kritisiert werden. Das eine bewirkt mehr Verkehr, das andere ist nur mit weniger Verkehr zu ändern.

Natürlich muss die Kommunalpolitik ein Interesse an einer attraktiven City haben, in der der Einzelhandel gedeiht. Das ist ein wichtiges, aber eben nur ein Ziel. Die Attraktivität einer Stadt bemisst sich an vielen Aspekten, die viel weiter reichen und dazu beitragen, dass Menschen gerne in der Stadt leben und gerne in die Stadt kommen. Stuttgart muss mehr sein als eine riesige Shoppingmall, die Menschen sind nicht nur Kunden. Wer seinen Blick so verengt, stellt sich selbst ein Armutszeugnis aus.

Thomas Durchdenwald