Die Krise an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen in Ludwigsburg kann nur gelöst werden, wenn es ein Klima des Respekts und der Akzeptanz gibt, analysiert Rafael Binkowski.

Ludwigsburg - So absurd es klingt: Die staatsanwaltlichen Ermittlungen sind an der Hochschule für Verwaltung und Finanzen eines der kleineren Probleme. Der seit Jahren andauernde Machtkampf hat tiefe Spuren hinterlassen. Auch wenn einige der Protagonisten nicht mehr an leitender Stelle sind – an der Hochschule sind die meisten gleichwohl. Zudem bleibt das Problem einer Gruppe von unzufriedenen Professoren, die offenbar nicht davor zurückschreckt, Internas nach außen durchzustechen, um persönliche Interessen zu verfolgen. Notwendig ist ein Kulturwandel, in dem gegenseitiger Respekt und Akzeptanz gegenüber Entscheidungsträgern und Strukturen die Grundlage sind.

 

Dazu kommen strukturelle Probleme und grundsätzliche Unterschiede in der Frage, in welche Richtung die Hochschule steuern soll. Die Finanzprofessoren wollen am liebsten ein weitgehendes verschultes Studium, während die Verwaltungswirte verstärkt Forschung und Projekte betreiben wollen, mithin also den Blick über den Tellerrand hinaus richten.

Es ist wegen der ständigen Querelen viel liegengeblieben an der Hochschule. Der neue Rektor Wolfgang Ernst erweckt den Eindruck, dass ihm die tief greifenden Probleme bewusst sind und dass er sie aktiv angehen will. Doch der Chef alleine kann das Ruder nicht herumreißen. Die Professoren und Fakultäten müssen ihre Grabenkämpfe einstellen, ihre beiden Fächer miteinander verzahnen und sich auf ihre Arbeit konzentrieren anstatt Intrigen zu spinnen. Sonst leidet der Ruf der einstigen Kaderschmiede für Bürgermeister weiter, was dann auch langfristige Folgen für das Image der Hochschule haben wird.