Andreas Eschbach, vor mehr als zehn Jahren mit „Das Jesus-Video“ bekannt geworden, hat einen weiteren Roman geschrieben, der vom Heiland auf der Festplatte handelt. Es geht um nichts weniger als die Apokalypse.

Nachrichtenzentrale : Lukas Jenkner (loj)

Stuttgart - Die Autoren apokalyptischer Thriller, sie können doch einpacken: Flugzeuge in Wolkenkratzern, global wütende Naturkatastrophen und extrem tödliche Seuchen – alles schon da oder da gewesen. Womit sollen diese Autoren noch die Haare ihrer Leser sträuben? So ergeht es Andreas Eschbach mit seinem jüngsten Thriller, „Der Jesus-Deal“, einer Fortsetzung von „Das Jesus-Video“.

 

Letzteren Roman hatte Eschbach Ende der 90er Jahre verfasst, als es noch keinen 11. September, keinen Tsunami und keine globale Ebola-Bedrohung gab. „Das Jesus-Video“ war eine gekonnte Was-wäre-wenn-Spielerei. Ausgehend von der Idee, dass bei einer Zeitreise ein Video von Jesus entstanden war, entwickelte Eschbach eine wendungsreiche Hatz quer durch Israel – mit einem pointierten Ende, das eigentlich keine Fortsetzung erforderte. Nun gibt es sie aber doch – und sie zündet nicht.

Die Bösen sind dieses Mal die Evangelikalen

Die Handlung ist schnell erzählt: Ein paar Jahre nach dem ersten Teil sind die Bösen dieses Mal nicht mehr vatikanische Schergen, sondern evangelikale Amerikaner. Sie wollen sich die Zeitreise zunutze machen und Gottes Himmelreich auf Erden entstehen lassen, wozu allerdings die Zivilisation, wie sie ist, zunächst einmal zu Staub zerblasen werden muss.

Der zweite Erzählstrang widmet sich John Kaun, jenem Tycoon, der im ersten Teil ebenfalls hinter dem Video her war, aber inzwischen zum braven Familienvater mutiert ist. Als solcher wird er vom Schicksal geschlagen und hat ein ganz persönliches Interesse daran herauszufinden, wie das Jesus-Video einst entstand. Die dritte Geschichte in der Geschichte dreht sich um Stephen Foxx, der im ersten Teil als Ausgrabungshelfer auf das Video gestoßen war und jetzt in eine globale Verschwörung verwickelt wird.

Hätte Eschbach diese Stränge nicht nur von der Handlung her, sondern auch in ihrer Schilderung munter miteinander verflochten, hätte daraus etwas werden können. Ansatzweise geschieht das zwar, aber de facto muss der Leser sich zunächst fast 200 Seiten lang den Seelennöten eines evangelikalen Teenagers widmen, der vor allem nichts begreift und Angst vor seinem dominanten Vater hat – erst dann setzt das Familiendrama John Kauns ein.

Mehr als 200 weitere Seiten später betritt dann Stephen Foxx die Bühne und aus dem Coming-of-Age-später-Familiendrama-Roman wird ein reinrassiger Techno-Thriller à la John Clancy. Letztlich ist „Der Jesus-Deal“ von allem etwas – aber nichts so richtig.

Lupenreines Superlativ-Deutsch

Sprachlich ist das Buch, nun ja, Geschmackssache. Eschbach schreibt lupenreines Superlativ-Deutsch, garniert mit abgenutzten Metaphern. Eine Mutter, die Angst um ihre Tochter hat? „Der Blick, den sie ihm zuwarf, war der Blick einer Bärin, die ihr Junges verteidigt.“ Ein Mann klammert sich an eine letzte Möglichkeit? „Irre. Ein Gedanke, wie er nur einem völlig verzweifelten Gehirn entspringen konnte. Eine Idee, die keiner rationalen Prüfung standhielt.“ Die Reaktion auf eine überraschende Wendung? „Ihm stockte buchstäblich der Atem.“ So geht es fort – mehr als 700 Seiten lang.

„Der Jesus-Deal“ ist wohl nur etwas für eingefleischte Fans von Andreas Eschbach. Wer auf eine echte Fortsetzung von „Das Jesus Video“ gehofft hat, wird ebenso enttäuscht wie jene, die einen klassischen Zeitreise-Roman erwarten. Die eigentlichen Touren durch die vierte Dimension werden nämlich auf eine Art und Weise geschildert, die in weiten Teilen redundant ist.

Andreas Eschbach: „Der Jesus-Deal“. Bastei Lübbe, Köln 2014. Hardcover, 733 Seiten. 22,99 Euro. Auch als E-Book, 16,99 Euro.