Diese Ade-Idee musste sich aber erst einmal durchsetzen. Wie konnte das gelingen?
Es gab einen Gegenentwurf zum Vorherrschenden, und so etwas entwickelt eine enorme Attraktivität. Und es gab ein empathisches Verhältnis der Politik zur Szene, das muss man sagen. Man konnte sie immer von Notwendigkeiten überzeugen. Dann gab es nicht nur eine Ausbildungs-, sondern auch eine Repräsentationsstätte: das Internationale Trickfilmfestival. Alle hatten vor, das, was regional stark ist, mit dem Internationalen zu verbinden und ihm eine Bühne zu geben.
Ist die Fachkonferenz fmx als Teil der Bühne so wichtig wie das Trickfilmfestival?
Das kann man so sehen. Die fmx hatte von Anfang an drei Aufgaben. Erstens, den Nachwuchs erfolgreich ins Berufsfeld zu vermitteln. Zweitens, für den Standort zu werben, indem man die interessantesten Player aus aller Welt hierherholt. Und drittens, Impulse für den Standort zu geben, technische, künstlerische und geschäftliche.
Nun blüht und gedeiht ja alles: Animationsinstitut, Trickfilmfestival, fmx. Dieses Jahr kommt das Werbefilmfestival Spotlight dazu. Hat der Standort die Wachstumsphase hinter sich, gibt es jetzt nur noch den Kampf gegen die Verholzung?
Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass diese Entwicklung nicht weitergehen kann. Alle die Vorteile, die ich gerade geschildert habe, existieren ja weiter. Die Dynamik der einzelnen Player ist enorm. Wir können uns weiterentwickeln zum unbestrittenen europäischen Zentrum.
Im kommerziellen Bereich findet man fast nur digitale Animationen. Sind die analogen Formen am Aussterben?
Nein, auf keinen Fall. Die sind vital, haben höchste Relevanz. Es geht ja zunächst einmal um den Ausdruck von Ideen. Der Begriff Animation, Geist, Seele, verweist darauf, dass etwas spürbar gemacht werden soll. Mit welcher Technik das passiert, ist zweitrangig. Der Animationsfilm ist auch die Basis für das, was in der Computeranimation passiert. Dort wird nichts auf den Punkt kommen, wenn es nicht zuvor Zeichner grafisch fixiert haben. Es findet alles gleichzeitig, nebeneinander und oft miteinander statt.
Aufstrebende Animationsstandorte wie Indien locken westliche Produzenten mit niedrigen Lohnkosten. Folgt auf den Boom hierzulande vielleicht bald die Krise?
Das hängt davon ab, was wir jetzt tun. Wir bilden alle unsere Studenten als schöpferische Zentren aus, egal ob sie Regisseure, Animatoren, Produzenten oder Technical Director werden. Sie setzen eigene kreative Impulse und erschaffen somit auch geistiges Eigentum. Stil, wenn sie es künstlerisch sagen wollen. Das macht sie originär. Und somit stehen sie nicht in Konkurrenz mit den Angeboten aus Billiglohnländern.