Vor dem Populären kennt Andreas Hykade keine Scheu. Er möchte nur, dass auch das Populäre originell daherkommt. Als Chef von Animationsinstitut und FMX leitet er zwar ein Hightech-Labor der Animation und Effekte. Aber er glaubt auch noch an den traditionellen Zeichentrick.

Stuttgart - – Andreas Hykade, 1968 in Altötting egboren, hat schon Musikvideos für die Toten Hosen gezeichnet und viele Animationspreise gewonnen. Bis 1995 hat er an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert, und wenn von der Kompetenz für Animation in der Region die Erde war, fiel stets auch sein Name. Seine bekannteste Arbeit ist mittlerweile die Kinderserie „Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig“. Seit April 2015 ist er Leiter des Animationsinstituts an der Filmakademie und Chef der Fachkonferenz fmx, die parallel zum Trickfilmfestival abgehalten wird. Ideen sind für ihn das Kapital des Standorts.
Herr Hykade, vor zwanzig Jahren hätte man doch wohl gelacht, wenn jemand die heutige Größe des Trickfilmstandorts prophezeit hätte?
Vor zwanzig Jahren kam ich hier an, da habe ich schon gespürt, dass das was wird.
Geworden ist unter anderem das Animationsinstitut, das Sie nun leiten. Was verschafft dieser Schule ihren Weltruf?
Das Besondere ist, dass wir das ganze Spektrum des Animationsfilms abbilden. Dass wir immer schon die Synergie zwischen technischer Innovation und künstlerischem Ausdruck gesucht haben. Dass wir immer interessiert daran waren, wo die neuen Impulse herkommen, und somit jeweils unserer Zeit voraus sein konnten.
Was darf man sich unter dem ganzen Spektrum denn vorstellen?
Es gibt auf der einen Seite künstlerische Produktionen mit einer ganz eigenen Handschrift. Die geben in der Regel starke Impulse auch in den kommerziellen Bereich hinein. Und es gibt auf der anderen Seite sehr kommerzielle Ansätze, die sich an ein breites Publikum richten. Wir haben das nie als Gegensatz gesehen, sondern als wechselseitige Bereicherung.
Ist das wirklich das ganze Geheimrezept, Künstlerisches hie, Kommerzielles da?
Nein, das ist nur der Anfang unserer Methode. Zu der gehört zwingend auch die Offenheit für neue Tendenzen und Gebiete. Wir haben am Animationsinstitut den Studienschwerpunkt Interaktive Medien, der einen intellektuellen Blick auf das wirft, was im Netz, auf Handys, in Spielen passiert. Darüber hinaus haben wir, meines Wissens als einzige im Animationsbereich, an der Filmakademie den Bereich Forschung und Entwicklung. Deshalb sind unsere Produktionen oft auf dem neuesten, innovativsten Stand. Das wird weltweit registriert.
Aber dann ist es doch umso erstaunlicher, dass das Vielgliedrige gerade hier entstanden ist, wo zuvor nichts war?
Ich denke, das hat mit individuellen Persönlichkeiten zu tun. Wir müssen uns anschauen, was damals zuerst entstanden ist, nämlich die Trickfilmklasse des späteren Filmakademiegründers Albrecht Ade an der Kunstakademie. Das war ein Gegenentwurf zu dem, was an Trickfilm damals populär war, zum Disney-Stil. In Ades Klasse ist etwas passiert, im ganz Kleinen, Rudimentären, auch Anarchischen: dass die Studierenden plötzlich wieder Animationsfilme für ein erwachsenes Publikum gemacht haben. Dass diese Filme politisch waren und gesellschaftliche Themen aufgriffen. Die Zeitungen schrieben damals: „Sie sind gekommen, um die Mickymaus zu köpfen“.