Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Ihre aktuelle Platte ist in New York City entstanden. Wie wichtig waren die Stadteindrücke für die Platte?
Das Studio, in dem wir aufgenommen haben, ist wirklich unglaublich. Es heißt Jungle City und gehört Alicia Keys. Beyoncé hat nebenan aufgenommen. New York ist eine sehr inspirierende Stadt. Als Kontrastprogramm haben wir die andere Hälfte des Albums in Santa Barbara aufgenommen. In einem dunklen Raum ohne Fenster – und dann gehst du raus, um eine Zigarette zu rauchen, und es ist purer Sonnenschein.

Haben Sie Beyoncé versucht zu überreden, bei einem der Depeche-Mode-Songs mitzusingen?
Ne, ich habe sie nur mal im Aufzug getroffen. Sie hatte einen riesigen Bodyguard dabei und war unglaublich aufgebrezelt – und das schon am Vormittag! Fantastisch!

Wie schaffen Sie es eigentlich, nach der langen Zeit im Studio bei der Tour in Stimmung zu kommen?
Es dauert fünf, sechs Shows, bis du in den richtigen Groove kommst. Aber da ich mittlerweile der Einzige bei Depeche Mode bin, der noch was trinkt, sind wir auf der Bühne auch weitaus professioneller geworden. Deshalb ist dem Publikum garantiert, dass es jeden Abend 99,9 oder hundert Prozent bekommt. Früher gab es Tage, an denen du Pech haben konntest. (Lacht.)

Wie trifft eine Band, die aus drei Leuten besteht, Entscheidungen?
Wir sind eine Demokratie. Demokratie zu dritt ist natürlich schwer, aber wir kommen ganz gut und ziemlich freundschaftlich miteinander klar. Wenn einer eine künstlerische Idee partout nicht mag, dann nehmen die anderen zwei das sehr ernst.
(Martin Gore kommt zufällig vorbei, hört kurz zu und sagt grinsend im Weitergehen:) Mensch Fletsch, was erzählst du da wieder für einen Blödsinn?
Fletcher: Ach halt doch die Klappe, du Blödmann (lacht). Sehen Sie?

Heutzutage gibt es nur wenige Bands, die es schon so lange miteinander aushalten und so erfolgreich sind wie Depeche Mode . . .
Ja, die einzige wirklich vergleichbare Band, die mir einfällt, ist U2. Mit ihr sind wir eng verbunden. U2 arbeiten oft mit den gleichen Leuten zusammen wie wir, haben oft den gleichen Produzenten oder Fotografen – Anton Corbijn etwa.

Wie sieht es mit jüngeren Bands aus, die Sie mögen?
Es gibt viele junge Bands, aber ehrlich gesagt schaue ich mich in der Szene nur dann um, wenn ich mal wieder als DJ auflege.

Wie haben Ihnen als Nebenerwerbs-DJ die drei CDs mit Depeche-Mode-Remixen gefallen, die 2011 erschienen sind? Mischen Sie sich da gerne ein?
Wir geben den Remixern völlige künstlerische Freiheit. Wir wollen schließlich, dass sie etwas Aufregendes aus unseren Liedern machen, ohne dass wir dazu unseren Input geben. Manchmal klappt das sensationell gut, manchmal sensationell schlecht.

Welche Musik hören Sie privat?
Depeche Mode.

Wirklich?
Ja, und das eigentlich nur im Studio. Zu Hause höre ich keine Musik. Du wirst der Musik überdrüssig, wenn du den ganzen Tag im Studio bist. Daheim sehe ich viel lieber Fernsehen.