Aber soll der Film die Zuschauer nicht dazu animieren, einen Organspendeausweis auszufüllen?
Schon, aber ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger. Wir wollten weg von der Formelhaftigkeit, die vermittelt, was die richtige und was die falsche Haltung zu Organspenden ist. Wenn ich als Zuschauerin spüre, dass mir ein Film eine bestimmte Moral predigen will, dann bin ich raus, und als Schauspielerin geht es mir beim Lesen eines Drehbuchs ähnlich.
Wie vermittelt man Botschaften so, dass sie nicht wie eine Predigt wirken?
Indem man sie gut verpackt und beiläufig einstreut. Alles, was in einem Film passiert, hat doch grundsätzlich eine viele größere Wirkung, wenn man nicht damit rechnet. Der Film beginnt damit, dass eine Frau auf der Straße zusammenbricht. Auf diese Weise zeigt der Film einerseits, wie zerbrechlich das Leben ist, aber andererseits auch, wie alles mit allem zusammenhängt: Irgendwo stirbt ein Mensch, und Tausende Kilometer kann dadurch ein anderer gerettet werden.
Gerade die Operations- und Transplantationsszenen wirken sehr authentisch. Wie haben Sie sich auf so eine medizinische Rolle vorbereitet?
Ich habe mir Lehrfilme für angehende Mediziner angesehen, außerdem haben wir mit Fachpersonal zusammengearbeitet. Bei den Transplantationsszenen hat mir eine echte OP-Schwester „assistiert“, die mir viel darüber erzählt hat, wie solche Operationen ablaufen und wie man die Wartezeit verbringt, wenn’s aus irgendeinem Grund nicht weitergeht. Unsere Ärzte haben uns bestätigt, dass wir der Wirklichkeit sehr nahe gekommen sind.
Für Sat 1 ist „Zwei Leben. Eine Hoffnung“ ein sehr ungewöhnlicher Film. Dienen Sie auch als Zugpferd, damit möglichst viele Menschen einschalten?
Wenn das gelingen sollte, hätte ich jedenfalls nichts dagegen. Ich finde das aus Sendersicht auch völlig legitim. Ich durfte mit Sat 1 so viele tolle Projekte verwirklichen, dass ich mich gern als ,Zugpferd’ zur Verfügung stelle, erst recht, wenn es darum geht, das Vorurteil zu widerlegen, dass Sat 1 dienstags nur romantische Komödien zeigt und Dramen mit gesellschaftlicher Relevanz nur mittwochs im Ersten laufen.
Verbinden Sie konkrete Hoffnungen mit „Zwei Leben. Eine Hoffnung“?
Natürlich wollen wir, dass sich die Menschen zumindest Gedanken über das Thema machen. Ich habe seit einigen Jahren einen Organspendeausweis, aber ich habe ihn damals ausgefüllt, ohne großartig darüber nachzudenken. Nach der Arbeit an diesem Film hat sich meine Haltung zwar nicht geändert, aber ich kann sie viel besser begründen. Wenn man selbst in die Situation kommt, dass ein eigenes Kind auf ein Spenderorgan angewiesen ist, hofft man natürlich, dass es Menschen gibt, die ihr tödlich verunglücktes Kind als Spender zur Verfügung stellen. Aber wenn ich auf so eine Hilfe hoffe, muss ich im Umkehrschluss ebenfalls bereit sein zu helfen. Nach all den Jahren, die wir an diesem Film gearbeitet haben, lässt sich die Essenz für mich in einem einfachen Satz zusammenfassen, der für das gesamte Leben gilt: Ich muss bereit sein, selbst zu geben, was ich von anderen erwarte, sonst funktioniert es nicht.