Die Tierschutzorganisation Peta zeigt eine Pferdehalterin wegen Tierquälerei an. Daraufhin zeigt die Frau Peta wegen Verleumdung an. Wer ist das schwarze Schaf?

Löchgau - Eigentlich sollte im Mittelpunkt dieser Geschichte ein Pferd stehen. Und die Frage, ob es diesem Pferd gut geht. Die Tierrechtsorganisation Peta hat die Antwort darauf schon gefunden: Nein, es geht ihm nicht gut, ist der Gerlinger Verein überzeugt. Die Besitzerin des Pferdes sieht das anders. Deshalb steht im Mittelpunkt dieser Geschichte die Frage, wer das Schaf ist – das schwarze Schaf.

 

Aus Sicht der Pferdehalterin ist das Peta: Sie glaubt, dass die Tierschützer hinter den Flugblättern stecken, die in Löchgau aufgehängt wurden und auf denen sie der Tierquälerei bezichtigt wird. Zudem seien Unbekannte in ihren Stall eingebrochen, um dort zu fotografieren und zu filmen. Zu den Vorwürfen selbst will die Pferdehalterin sich nicht äußern. Zu sehr sei sie im Ort schon angegangen worden, sagt sie. Zuletzt habe es eine regelrechte Hetzkampagne gegen sie gegeben, heißt es auch aus ihrem Umfeld.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich die Szenerie vorzustellen. Schließlich ist Peta durchaus dafür bekannt, auch mal über das Ziel hinauszuschießen. Erst jüngst hatten die Tierschützer unter anderem Landespolitiker gegen die Affenhaltung im Schwabenpark in Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) mobilisiert – nach genauerem Hinschauen sagten die Politiker dem Schwabenpark aber Unterstützung gegen einen überzogenen Tierschutz zu.

Peta weist Verantwortung für Kampagen von sich

Peta selbst schätzt den Sachverhalt naturgemäß anders ein. Von einer Kampagne könne keine Rede sein, auch mit den Flugblättern in Löchgau will der Verein nichts zu tun haben. „So etwas machen wir nicht, wir sind hoch professionell“, betont Edmund Haferbeck, wissenschaftlicher Berater von Peta. Sein Verein habe die Pferdehalterin völlig zu Recht angezeigt: Sie verweigere ihrem Pferd angemessenen Auslauf, lasse es abgemagern und in einem dreckigen Stall stehen. Auch der Hund der Frau friste ein einsames Dasein in der dunklen Stallgasse. Der Besitzer des Hofes, auf dem das Pferd steht, hält die Vorwürfe Petas allerdings für überzogen: „Das stimmt nur teilweise“, sagt er.

Für den CDU-Gemeinderat Erich Griesinger steht zumindest eines fest: „Das sind Radikale, die kann man nicht ernst nehmen“, sagt er über Peta. Cornelie Jäger ist etwas diplomatischer. Der Verein sei eine wichtige Instanz, sagt die Landesbeauftragte für Tierschutz. Denn sie habe weder das Budget noch das Personal, um Missstände selbst zu recherchieren: „Wir sind auf Daten von Peta angewiesen“, sagt sie. Allerdings müsse sie die Informationen stets verifizieren. Denn sie habe schon „alle möglichen Erfahrungen“ mit Hinweisen von Peta gemacht. So sei es durchaus vorgekommen, dass Anschuldigungen überzogen gewesen seien.

Landestierschutzbeauftragte kooperiert mit Peta

Zudem agiere der Verein bei der Beschaffung seiner Informationen teilweise am Rande der Legalität – breche zum Beispiel in Ställe ein, um Fotos zu machen. Für Peta heiligt der Zweck die Mittel: „Wir dürfen das, wenn ein höherrangiges Recht dahintersteht“, so Haferbeck. Cornelie Jäger zeigt ein gewisses Verständnis: Mit provokanten Aktionen wolle der Verein auf gesellschaftliche Missstände und tierrechtliche Aspekte aufmerksam machen – ähnlich wie Greenpeace beim Umweltschutz. Doch was bei Greenpeace akzeptiert werde, empfinde man im Tierschutzbereich oft als übergriffig. Sie jedenfalls habe sich entschieden, mit Peta zu kooperieren, sagt Jäger. Schließlich sei es eine gute Ergänzung, dass die Organisation sich für strukturelle Verbesserungen im Tierschutz einsetze, während ihre anderen Ansprechpartner wie der Landestierschutzbund sich vor allem um Einzelschicksale kümmerten.

Ob im konkreten Fall jemand übergriffig war – und wenn ja, wer – muss sich noch zeigen. Auch das Veterinäramt des Landkreises, das für die Kontrolle zuständig ist, äußert sich nicht. Aus datenschutzrechtlichen Gründen, heißt es. Klar ist aber, dass die Behörde schon 2008 bei der Pferdehalterin aktiv wurde und anordnete, dem Pferd eine Wurmkur zu verpassen sowie Hufe und Zähnen besser zu pflegen.

Sicher ist in diesem Fall vorläufig nur eines: Die Frage, wer das schwarze Schaf ist, wird wohl noch geraume Zeit unbeantwortet bleiben. Die Löchgauer Pferdehalterin hat nun ihrerseits Anzeige erstattet: gegen Peta. Sie wirft der Tierrechtsorganisation Verleumdung und Hausfriedensbruch vor.