Hilfe für den Studenten-Alltag: Diese Apps finden Mitfahrangebote und organisieren den WG-Putzplan. Wir haben sie getestet.

Stuttgart - Nach zwei Minuten hat Flinc das erste Mitfahrangebot gefunden. In Echtzeit vermitteln die Internetseite und die dazugehörige Smartphone-App Mitfahrgelegenheiten - von Tür zu Tür. Das Benutzerkonto ist kostenlos und wird sofort freigeschaltet. Wer dann ein Mitfahrgesuch oder ein Fahrangebot einträgt, erhält schon bald Antworten anderer Mitglieder. "Social Mobility Network" nennt sich das Angebot, das in einem Projekt des Studiengangs Media System Designers der Hochschule Darmstadt begann. Michael Hübl und Benjamin Kirscher überlegten sich, wie man möglichst schnell, spontan und kostengünstig von einem Ort zum anderen kommt.

 

Im Mai 2010 folgte nach Präsentationen, Partner- und Investorensuche die Gründung der Flinc-AG. Nach vielen Tests ist die neue Art von Mitfahrerzentrale Mitte Juli offiziell gestartet. "Wir wollen die Mobilität revolutionieren", sagt Kirscher selbstbewusst. Seit die Plattform für alle geöffnet ist, haben sich laut Unternehmensblog mehr als 10000 Nutzer registriert.

Das Netzwerk vermittelt auch Kurzstrecken

Das Netzwerk bietet gegenüber den bekannten Mitfahrgelegenheit-Plattformen neue Möglichkeiten wie etwa die Vermittlung von Kurzstrecken innerhalb einer Stadt. So können regelmäßige Fahrten wie beispielsweise die Fahrt zur Arbeit eingetragen werden. Unternehmen können Flinc so als Pendlerplattform nutzen. Der Fortschritt im Vergleich zu anderen Homepages: der Suchende muss sich nicht durch Angebote klicken, bis er etwas Passendes gefunden hat, sondern bekommt Anfragen und Angebote, die zu seinen Wünschen passen. Zugleich besteht die Möglichkeit, sich als Fahrer oder Mitfahrer zu registrieren, wenn man fahren kann, aber nicht unbedingt muss.

Flinc arbeitet mit dem Navigationssystem Navigon zusammen, das automatisch die jeweilige Strecke berechnet - sowie den Umweg, der beim Abholen eines Mitfahrers gefahren werden muss. Diese Bedingungen, die Mitfahrer an ihrer Haustür abzuholen, könnte mancher Fahrer als Nachteil sehen. Auch wenn ein solcher Umweg in die automatische Preisberechnung in Cent pro Minute mit einfließt, muss der Fahrer vor allem zeitlich flexibel sein, denn das Herumkurven vor allem in einer Innenstadt kann dauern. Immerhin können alle Anfragen und Angebote auch abgelehnt werden.

Nach jeder Fahrt dürfen Fahrer und Mitfahrer bewerten

Das Mobilitätsnetzwerk basiert auf Kontakten. Diese sollen den Sicherheitsaspekt gewährleisten. Wie in den sozialen Netzwerken werden Bekannte hinzugefügt und man kann Gruppen beitreten, um sich über Fahrer oder Mitfahrer zu informieren. Nach jeder Fahrt dürfen Fahrer wie Mitfahrer angeben, ob sie zufrieden waren. Die Bewertung ist anschließend für künftige Kontakte sichtbar.

Auf Vertrauen baut auch das Projekt Loftico, das ebenfalls als Website und App angeboten wird. Dort geht es allerdings nicht um Straßenverkehr, sondern die Organisation einer Wohngemeinschaft. Die entwickelte Software von Alexander Zarges, Alexander Scholz und Nicolas Drebenstedt befindet sich zwar noch in der Testphase. Aber auf der Homepage kann das Organisationssystem schon genutzt werden. Die drei Medieninformatikstudenten der Hochschule der Medien in Stuttgart wollten das WG-Leben in eine App packen und so das Chaos bei ihnen zu Hause bekämpfen.

"Die App basiert auf dem Vertrauensmodell"

Der Prototyp von Loftico organisiert den Putzplan automatisch, teilt mit, was eingekauft werden muss, und regelt die Abrechnung der WG-Kosten für gemeinsame Anschaffungen. In der Testversion können Interessierte ihre WG mit E-Mail-Adresse registrieren; jeder Mitbewohner bekommt dann sein eigenes Profil. "Die App basiert auf dem Vertrauensmodell", sagen Alexander Zarges und Nicolas Drebenstedt. Denn die Mitbewohner haken selbst ab, was sie erledigt haben, und tragen ein, wie viel sie für einen Einkauf bezahlt haben. Betrügen kann also jeder genauso wie bei analogen Putzplänen. Doch da alle Aufgaben personalisiert im eigenen Profil angezeigt werden, erleichtert es die Organisation gerade in größeren WGs, in denen sich Mitbewohner seltener über den Weg laufen.

Vor allem die Abrechnungsfunktion bringt Vorteile. Einkäufe müssen nicht umständlich auseinanderdividiert werden. Zusatzfunktionen gibt es auch schon: ein anonymer Meckerkasten verschickt Beschwerdenachrichten, wenn manche Dinge nicht so gut laufen. "Gerade in Wohnheimen, in denen man sich nicht so gut versteht, kann das hilfreich sein", sagen die Programmierer. Im Herbst solle Loftico aus der Testphase in den Normalbetrieb übergehen, einige Erweiterungen seien schon geplant. Dann soll die App auch offline genutzt werden können.

Die vollautomatische Mitfahrzentrale ist unter www.flinc.org, die dazugehörige App gibt es im App-Store. Zur Testversion von Lofitco gelangt man über www.loftico.com.