Im Südwesten haben sich im November besonders die Einstellungschancen für unter 25-Jährige und für ältere Arbeitnehmer verbessert.  

Stuttgart - Der Arbeitsmarkt im Südwesten brummt. Die Arbeitslosenquote erreichte im November den tiefsten Stand seit 20 Jahren. Der Wert verringerte sich um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Vergleich zum Oktober um 4088 auf nun 203.684 zurück. Vor einem Jahr hatte die Arbeitslosenquote noch bei 4,3 Prozent gelegen. Die Chefin der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, Eva Strobel, sprach in Stuttgart von einem sehr stabilen Arbeitsmarkt und einer guten Ausgangsbasis für das kommende Jahr. "Der Abbau der Arbeitslosigkeit wird sich in 2012 fortsetzen, wenn auch mit nachlassender Dynamik."

 

Baden-Württemberg ist hinter Bayern, das auf eine Quote von 3,3 Prozent kommt, das Bundesland mit der niedrigsten Quote. Auch im Bund nahm die Arbeitslosigkeit leicht auf 6,4 Prozent ab.

Gewinner: U25 und 50+

Besonders erfreulich war die Lage im Land bei den jungen Menschen unter 25 Jahren. In dieser Gruppe sank die Arbeitslosenquote auf 2,2 (Vorjahresmonat: 2,8) Prozent. Auch bei den Älteren verbesserten sich die Einstellungschancen. In der Gruppe der 50-Jährigen und Älteren betrug die Quote 4,6 (Vorjahresmonat: 5,4) Prozent. Landesweiter Spitzenreiter war der Landkreis Biberach mit einer Quote von 2,2 Prozent, die rote Laterne trug der Stadtkreis Pforzheim mit 7,5 Prozent. Insgesamt blieben von den 44 Stadt- und Landkreisen 27 unter der landesweiten Quote von 3,6 Prozent. In zehn Kreisen lag die Quote unter der Dreiprozentmarke. Dort bewegt sich der Arbeitsmarkt in Richtung Vollbeschäftigung. Der Landkreis Tuttlingen entwickelte sich am dynamischsten, dort nahm die Zahl der Arbeitslosen binnen Jahresfrist um ein Drittel ab. Die Quote dort beträgt derzeit 2,6 Prozent.

Die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsplätze nahm im Jahresvergleich um ein Viertel zu. Wirtschaftsminister Nils Schmid und Arbeitsministerin Katrin Altpeter (beide SPD) meinten: "Die anhaltend rege Kräftenachfrage mit derzeit 77.738 offenen Stellen gibt berechtigte Hoffnung, dass der Arbeitsmarkt auch in den kommenden Monaten stabil bleiben wird." Personal suchen das verarbeitende Gewerbe, die Kfz-Branche, das Gastgewerbe, die Zeitarbeit, die Verkehr- und Logistikbranche sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.

Verlierer: Langzeitarbeitlose

Altpeter schlug allerdings auch kritische Töne an: Trotz der steigenden Beschäftigung seien immer noch zu viele Menschen ohne Beschäftigung, sagte die Ministerin. Zudem habe etwa die Hälfte der rund 15.000 Jugendlichen, die auf Jobsuche seien, keinen Ausbildungsabschluss. "Gerade diese jungen Leute müssen wir intensiv begleiten, um ihnen bessere Zukunftsperspektiven zu ermöglichen." Die SPD-Politikerin kritisierte außerdem die vorgesehenen Kürzungen der Bundesregierung im Bereich der Arbeitslosenförderung. "Diese gehen zu Lasten der Schwachen, also der benachteiligten Jugendlichen, der Alleinerziehenden, Älteren und Langzeitarbeitslosen." Auch die Diakonie Württemberg legt den Finger in die Wunde: Der Anteil der Menschen, die länger als ein Jahr nach Arbeit suchen, unter allen Arbeitslosen hat sich im Vergleich zum Oktober um 0,3 Prozentpunkte auf 31 Prozent erhöht. "Der Trend verfestigt sich, dass Langzeitarbeitslose kaum vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren", heißt es in der Mitteilung der Diakonie Württemberg. Mit diesem Anteil liege Baden-Württemberg allenfalls im Mittelfeld. Unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt der Südwesten beim Aufbau von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.