Zwei Männer sind in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Nordfriesland in einem Gülleschacht ertrunken. Wie häufig sind solche und andere Arbeitsunfälle in Deutschland?

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Zwei Männer sind auf einem Bauernhof in Schleswig-Holstein bei einem Sturz in einen Gülleschacht ums Leben gekommen. Die Leichen wurden laut Polizei nach einem Rettungseinsatz auf dem Hof im nordfriesischen Bohmstedt am späten Donnerstagabend (14. März) geborgen. Für die Männer im Alter von 27 und 55 Jahren kam demnach jede Hilfe zu spät. Sie konnten nur noch leblos geborgen werden.

 

Wie sich das Unglück genau ereignet hat, ist noch unklar. Bei den Toten handelt es sich den Angaben zufolge um einen Landwirt und seinen Gehilfen. Angehörige hätten das Unglück zügig bemerkt, konnten die zwei Männer aber nicht mehr aus dem Schacht befreien, sagte ein Polizeisprecher. Die Ermittlungen zu den Todesumständen dauerten an.

Güllegruben und – schächte sind immer wieder Tatort von gefähliche und mitunter tödlichen Unfällen (Symbolbild). Foto: Imago/Martin Wagner

März 2024: Kind kommt in Güllegrube ums Leben

Erst Anfang März war im Kreis Nordfriesland ein Sechsjähriger auf einem familieneigenen Bauernhof in eine Güllegrube gefallen und darin ums Leben gekommen. Die Leiche des Jungen wurde nach rund zweistündiger Suchaktion in der Grube auf dem landwirtschaftlichen Anwesen in Osterhever gefunden.

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Juli 2023: Drei Arbeiter ertrinken in Gullyschacht

Ende Juli 2023 waren bei einem Arbeitsunfall in einer Entsorgungsfirma in Oberbayern drei Männer in einem Kanalsystem ertrunken. Einer der drei Männer im Alter von 20, 27 und 28 Jahren hatte in einem wassergefüllten Gullyschacht in der 4000-Einwohner-Gemeinde Weyarn (Landkreis Miesbach) gearbeitet, wie die Polizei damals mitteilte.

Demnach war der Beschäftigte des Entsorgungs- und Recyclingunternehmens auf dem Firmengelände im Weyarner Ortsteil Großseeham in den Schacht hinabgestiegen. Als seine Kollegen keinen Kontakt mehr zu ihm aufnehmen konnten, stiegen laut Polizei die beiden anderen Männer in den Schacht, um zu helfen. Danach gab es kein Lebenszeichen von dem Trio mehr. Erst nachdem Feuerwehrleute den Wasserstand im Kanalsystem gesenkt hätten, seien die drei Männer tot geborgen worden.

Wie hoch ist die Zahl der Arbeitsunfälle in Deutschland?

Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sind im Jahr 2022 insgesamt 791 698 meldepflichtige Arbeitsunfälle gezählt worden – 1,8 Prozent weniger als 2021. Im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ist ein deutliches Minus zu erkennen. Damals hatten sich 871 547 und damit fast 80 000 mehr Arbeitsunfälle ereignet als 2022.

2022 wurden 10 927 schwere Arbeitsunfälle bei der DUGV gemeldet, bei denen es zur Zahlung einer Rente oder eines Sterbegelds gekommen ist. Damit ist laut DGUV das Risiko je 1000 Vollarbeiter, einen schweren Arbeitsunfall zu erleiden, von 0,296 im Vorjahr auf 0,253 in 2022 um 14,5 Prozent gesunken. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank gegenüber 2021 um 87 auf 423 Todesfälle.

Wodurch werden Arbeitsunfälle am häufigsten verursacht?

  • generelles menschliches Versagen
  • Stolpern und Stürzen
  • fehlerhafte Bedienung von Maschinen und Werkzeugen
  • wenig Erfahrung, Ignoranz, Ablenkung
  • nicht sorgfältiges Arbeiten
  • Probleme beim Heben und Tragen
  • Risiken werden nicht zur Kenntnis genommen
  • Ignorieren von Vorschriften
  • Hektik und Eile
  • falsche Arbeitskleidung
  • ungeordnete Verhältnisse am Arbeitsplatz (mit AFP/dpa-Ageturmaterial).