Aus der einstigen Jägerhofkaserne in Ludwigsburg soll ein kleines, feines Wohnquartier werden. Die Weichen sind gestellt, nun kommt es noch auf die Ideen der Architekten an.

Ludwigsburg - Architekten, die ehemalige Kasernen in Wohngebäude verwandeln sollen, tappen leicht in die Falle Monumentalität. Zumal wenn von ihnen erwartet wird, möglichst viel von der historischen Bausubstanz zu erhalten. Zumindest zwei Büros, die sich an einem von der Stadt Ludwigsburg ausgeschriebenen Architekturwettbewerb zur Konversion der Jägerhofkaserne beteiligten, haben diese gefährliche Klippe nach Ansicht der Jury souverän umschifft. Weil sie die beiden Entwürfe für gleichwertig hielten, haben die Preisrichter zwei zweite Preise vergeben. Jetzt wurden diese Konzepte – ebenso wie die der Dritt- und Viertplatzierten – dem Bauausschuss im Gemeinderat vorgestellt.

 

„Städtebaulicher Befreiungsschlag“

Sie habe sich nicht recht vorstellen können, dass man Historisches so gut mit moderner Bauweise mixen könne, meinte Elfriede Steinwand (Grüne). Die Siegerentwürfe hätten sie belehrt. Nun sei sie überzeugt, dass im Karree zwischen Alt-Württemberg- und Jägerhofallee sowie Friedrich-Ebert- und Hindenburgstraße „ein kleines, schönes, feines Quartier entstehen“ könne. Sie meinte, der Entwurf des Büros Kohlmeyer-Oberst wäre mal etwas Besonders, weil er das Alte mit etwas verrückt Neuem verquicke. Das Stuttgarter Architektenteam bleibt mit der Randbebauung im vorgegebenen Raster, plant im Innenhof jedoch mit mehreren, eigenwillig aussehenden polygonalen Punkthäusern.

Dieter Juranek (SPD) wiederum findet das Konzept von Hähnig und Gemmeke aus Tübingen gelungen. Auch er lobte die Kombination aus historischen Reminiszenzen und moderner Ergänzung. „Ich finde gut, dass die Gebäude in der Mitte ruhig wirken“, sagte der Stadtrat und Architekt. Wichtig wäre ihm indes vor allem, dass im Inneren des Quartiers nicht zu hoch gebaut werde und genug Raum für kleine Höfe und etwas Grün bleibe.

„Ich bin von keinem der Entwürfe sonderlich begeistert“, sagte Elga Burkhardt (Lubu). Für sie sei wichtig, dass in Ludwigsburg wieder preisgünstiger Wohnraum geschaffen werde. Maik Stefan Braumann (CDU) möchte, dass die Entwürfe konkretisiert werden, die möglichst viel von der historischen Substanz stehen lassen.

Vorgesehen ist nun, dass in dieser Woche das Preisgericht erneut berät. Seit März hatten die Büros mit den vier besten Konzepten Zeit, ihre Vorschläge noch einmal zu überarbeiten. Der Stadtplaner Martin Kurt lobte „die große Ideenvielfalt der Architekten“. 35 Büros waren angeschrieben worden, 24 hatten ihre Konzepte eingereicht. „Das war ein spannender Wettbewerb“, sagte Kurt.

Im November 2015 hatte der Bürgermeister und Geschäftsführer der Wohnungsbau GmbH Ludwigsburg (WBL), Konrad Seigfried, bekannt gegeben, dass die Stadt der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) das Areal mit der leer stehenden Jägerhofkaserne abkaufen und dort Sozialwohnungen bauen werde. Anfangs war von bis zu 200 Wohnungen die Rede, inzwischen wird mit 170 Apartments, einer Kita, einem Café sowie Büros auf einer Fläche von 3500 Quadratmeter geplant.

Kaserne gilt nicht als Denkmal

Von der Kaserne werde wohl kaum mehr übrig bleiben als die Fassade, sagte Seigfried schon damals. Die Kaserne steht nicht unter Denkmalschutz. Eine Sanierung wurde aufgrund des schlechten Zustandes der Gebäude von vornherein ausgeschlossen. Während Seigfried von einem „städtebaulichen Befreiungsschlag“ sprach, meldeten sich private Bauträger zu Wort. Sie fühlten sich übervorteilt, wenn allein die WBL in der Jägerhofkaserne zum Zug komme.

Die Wohnungsbaugesellschaft plant auch hier – wie bereits im Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg – nach dem Fair-Wohnen-Modell zu bauen. Der günstige Wohnraum soll dank Querfinanzierung über Eigentumswohnungen erschwinglich werden. Die WBL will dafür etwa 50 Millionen Euro investieren.