Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Die Kunst der Filmemacher besteht darin, trotz umfangreicher Dialoge, trotz der vielen Argumente, die hin und her gehen, keinen Thesenfilm abzuliefern, sondern eine Geschichte zu erzählen, die dem Leben abgeschaut ist. Heraus kommt dabei eine echte „Dramedy“, ein Film, dem trotz seiner Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit nie seine beschwingte Leichtigkeit verloren geht.

 

Doch nicht nur das Paar und wie es miteinander umgeht, wie es trotz großer Liebe und ehrlichem Respekt den Kompromiss zwischen Ich- und Wir-Wünschen nicht hinzukriegen scheint, ist glaubwürdig, sondern auch das Drumherum: Etwa Philipps Eltern (Maren Kroymann, Michael Wittenborn), die in Ermangelung von Enkelkindern bei der Initiative Wunsch-Oma eingestiegen sind, die Leute wie sie via Patenschaft mit einem Ersatz-Enkelkind versorgt. So haben sie plötzlich eine pferdeliebende Uma um sich, für die sie einen Baum pflanzen und Philipps alte Spielsachen zweitverwerten möchten. Der ist bestürzt, weil sie ihn damit endgültig als „Enkelkindversager“ abstempeln, so zumindest sieht er es.

Auch die anderen Nebenschauplätze fächern das Thema weiter auf, ohne dass es verzwungen wirkt. Philipps Praxispartner und Freund Kai (Kai Lentrodt) zum Beispiel ist ein frisch gebackener Vater, dem der nachtaktive Nachwuchs gerade die Ehe kaputt macht, weshalb Kai fremd geht, was seine Frau nachvollziehbarerweise auf die Palme bringt.

Alles richtig gemacht!

Und zufällig trifft Philipp seine Ex-Freundin Katharina (Zora Thiessen) wieder, alleinerziehend, mit eigenem Bioladen in Kreuzberg, die damals mit ihm Schluss gemacht hat, weil er keine Kinder wollte – und jetzt allein mit ihrer fünfjährigen Tochter da steht, weil das Modell Mama, Papa, Kind, Familie bei ihr offensichtlich nicht funktioniert hat.

Aber natürlich sind es vor allem die Hauptdarsteller, die an der Lebensnähe den größten Anteil haben. Sie spielen nuanciert, von innen heraus. Das gilt für beide, fällt bei Klare aber vielleicht mehr ins Gewicht oder überrascht zumindest mehr, weil man den Schauspieler ja doch vor allem in seiner reduzierten „Tatort“-Ermittlerrolle vor Augen hat. Das subtile, authentische Spiel gelingt ihm nicht nur in den Szenen mit seiner eigenen Ehefrau, die Katharina verkörpert, sondern auch dann, wenn’s gefühlig (aber nicht rührselig) wird, er sich etwa bei seinen Eltern ausheult.

Doch für Anna ist nach wie vor klar: „Ich will keine Mutter werden“. Mutter oder so etwas Ähnliches, das war sie schon mit vierzehn, als sie nach dem frühen Tod ihrer eigenen Mutter ihre gerade mal zwei Jahre alte Schwester aufziehen musste und deshalb ihre Jugend verpasste. Und echtes Mutter-Sein, das passt gerade überhaupt nicht in das Lebenskonzept der ehrgeizigen Wissenschaftlerin, der sich just in dem Moment, in dem ihr Partner unbedingt Vater werden will, die Chance eröffnet, in Leipzig die langersehnte Professur zu erhalten.

Kinder – ja oder nein? Für jedes Paar eine existenzielle Frage, über die man reden, sogar viel reden kann. Und Bühring und Rasper lassen ihr Paar viel miteinander reden, im Bett, am Tisch, im Auto und weiß Gott wo noch überall, und reden müssen sie auch mit Freunden, Eltern, Kollegen. Erst nehmen die beiden ihre Meinungsverschiedenheit noch sportlich, doch als Philipp Anna mit einem – zugegebenermaßen so fiesen wie komischen Trick - zu ihrem Glück zwingen will, wird es ernst.

Ernst und leicht – die Filmemacher bringen beides zusammen

Die Kunst der Filmemacher besteht darin, trotz umfangreicher Dialoge, trotz der vielen Argumente, die hin und her gehen, keinen Thesenfilm abzuliefern, sondern eine Geschichte zu erzählen, die dem Leben abgeschaut ist. Heraus kommt dabei eine echte „Dramedy“, ein Film, dem trotz seiner Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit nie seine beschwingte Leichtigkeit verloren geht.

Doch nicht nur das Paar und wie es miteinander umgeht, wie es trotz großer Liebe und ehrlichem Respekt den Kompromiss zwischen Ich- und Wir-Wünschen nicht hinzukriegen scheint, ist glaubwürdig, sondern auch das Drumherum: Etwa Philipps Eltern (Maren Kroymann, Michael Wittenborn), die in Ermangelung von Enkelkindern bei der Initiative Wunsch-Oma eingestiegen sind, die Leute wie sie via Patenschaft mit einem Ersatz-Enkelkind versorgt. So haben sie plötzlich eine pferdeliebende Uma um sich, für die sie einen Baum pflanzen und Philipps alte Spielsachen zweitverwerten möchten. Der ist bestürzt, weil sie ihn damit endgültig als „Enkelkindversager“ abstempeln, so zumindest sieht er es.

Auch die anderen Nebenschauplätze fächern das Thema weiter auf, ohne dass es verzwungen wirkt. Philipps Praxispartner und Freund Kai (Kai Lentrodt) zum Beispiel ist ein frisch gebackener Vater, dem der nachtaktive Nachwuchs gerade die Ehe kaputt macht, weshalb Kai fremd geht, was seine Frau nachvollziehbarerweise auf die Palme bringt.

Alles richtig gemacht!

Und zufällig trifft Philipp seine Ex-Freundin Katharina (Zora Thiessen) wieder, alleinerziehend, mit eigenem Bioladen in Kreuzberg, die damals mit ihm Schluss gemacht hat, weil er keine Kinder wollte – und jetzt allein mit ihrer fünfjährigen Tochter da steht, weil das Modell Mama, Papa, Kind, Familie bei ihr offensichtlich nicht funktioniert hat.

Aber natürlich sind es vor allem die Hauptdarsteller, die an der Lebensnähe den größten Anteil haben. Sie spielen nuanciert, von innen heraus. Das gilt für beide, fällt bei Klare aber vielleicht mehr ins Gewicht oder überrascht zumindest mehr, weil man den Schauspieler ja doch vor allem in seiner reduzierten „Tatort“-Ermittlerrolle vor Augen hat. Das subtile, authentische Spiel gelingt ihm nicht nur in den Szenen mit seiner eigenen Ehefrau, die Katharina verkörpert, sondern auch dann, wenn’s gefühlig (aber nicht rührselig) wird, er sich etwa bei seinen Eltern ausheult.

Und Franziska Weisz, übrigens auch „Tatort“-Darstellerin an der Seite von Wotan Wilke Möhring, präsentiert mit ihrer Anna dankenswerterweise keine verbiesterte Klischee-Karriere-Frau, sondern eine bei aller Zielstrebigkeit lebenslustige, liebende, sinnliche Persönlichkeit. Alles richtig gemacht also – sogar der Soundtrack sitzt wie angegossen. Wann lässt sich das schon mal über einen Fernsehfilm sagen?

ARD, Freitag, 20.15