Das mag rein faktisch zutreffen, wer aber den Film gesehen hat, für den muten die Argumente seltsam an – ein Vehikel, um jede inhaltliche Auseinandersetzung zu vermeiden. An anderer Stelle in dem Brief wird auch deutlich, dass es zumindest im Vorfeld eine Kontroverse dieser Art gegeben haben muss; von mehrfacher Überarbeitung des Projekts und einem „ausdrücklich negativen Votum“ der französischen Konferenzmitglieder ist die Rede.

 

Es scheint, als habe sich nach den Terroranschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und den koscheren Supermarkt in Paris Angst durchgesetzt. Ein Jahr lang habe man zusammen mit der zuständigen Redakteurin für den Auftrag gekämpft, sagt die Autorin Sophie Hafner – und kurz vor Abnahme des Films hätten sie dann Zeichen aus dem Sender erreicht. Der Film schütte angesichts der Terrorgefahr in Frankreich Öl ins Feuer, habe es hinter vorgehaltener Hand geheißen, er sei nicht ergebnisoffen, sondern antimuslimisch und proisraelisch.

Auch in Gaza gibt es erstaunlich vornehme Hotels

Was daran stimmt: Die Autoren nehmen eine bestimmte Erzählhaltung ein – sie beschäftigen sich in der Tat nicht mit Antiislamismus, sondern untersuchen genau das, was sie ankündigen: die Stereotypen des modernen europäischen Antisemitismus, der sich nicht nur in Hakenkreuzschmierereien ausdrückt, sondern sich als Antizionismus bei Pegida, AfD und Querfront findet und auch innerhalb von Teilen der muslimischen Einwanderergesellschaft. Gedreht haben sie für ihr bedrückendes Roadmovie in Deutschland, Frankreich, Israel und Gaza.

Seltenheitswert haben die Bilder aus Gaza, die das Klischee vom perspektivlosen Leben im Elend teilweise konterkarieren und den Blick auf einen Teil der Bevölkerung richten, der sonst nicht oft in Medien oder über Hilfsorganisationen zu Wort kommt: Da werden Studenten vor einer der vier Universitäten interviewt, die sich kritisch über die Hamas äußern, über die dunklen Kanäle, auf denen Hilfsgelder für den Gazastreifen verschwinden, und die eine Zwei-Staaten-Lösung als wünschenswert bezeichnen. Man wird Zeuge eines Treffens mit einem Hamas-Politiker in einem erstaunlich feinen Hotel am Mittelmeer, der lächelnd erklärt, dass Jerusalem in Gänze zu einem palästinensischen Staat gehören muss.