Wortwörtlich sichtbar und ablesbar sind die Fressfolgen der vierbeinigen Landschaftspfleger ganz besonders am Buschwerk der Steinbruchsohle. Auf diese Weise, erklärt Kraut, bleiben die Teiche offen für Laubfrosch, Gelbbauchunke und viele Libellenarten. Als rechte Rarität sei auch schon der Flussregenpfeifer in den sandigen Kuhlen gesichtet worden. Die Präsenz dieses Vogels kann eigentlich nur als Kompliment an die Projektkonzeptionisten verstanden werden.

 

Hält man in Gerhausen bereits die Zahl von 380 Pflanzenarten innerhalb des Beweidungsareals für gesichert, so ist nach dem einjährigen Probelauf freilich noch offen, welche Besatzdichte an Rindern und Pferden sich generell mit der angestrebten Artenvielfalt bei Flora und Fauna verträgt. Antworten dazu soll ein wissenschaftlicher Beraterstab aus hauseigenen Biologen der Zement-AG und des Naturschutzbundes liefern. Zudem steuert ein Ingenieurbüro die nötigen Bestandsdaten bei. Dass die Huf- und Klauenträger nach den Angaben Krauts keine Auffälligkeiten in puncto Krankheiten zeigten, spricht für die These, wonach die Naturapotheke im Öfele und rund ums Öfele ausreichend diverse Kräutlein bereithält.

Lange bevor das Steinbruchgeviert bei Gerhausen mit Artenschutz und Biodiversität, Großviehhaltung und Weidestrategien in Verbindung gebracht wurde, galt das Interesse der Menschen primär den Schätzen unter der Erde. So war es etwa der experimentierfreudige Maurermeister Johann Daniel Weil, der um 1835 einen besonderen Treffer landete. Er war im Öfele auf einen Kalkmergel gestoßen, der wegen seines hohen Tonanteils beim Zisternenbau und als Mörtel gute Geschäfte versprach. Wie ein fotografisch dokumentierter Nachruf ist zum Ende des Zementwerks Blaubeuren ein Buch mit dem passenden Titel „Eine Fabrik verschwindet“ erschienen. Darin wird die Industriegeschichte mit ihren maßgeblichen Exponenten vor dem Hintergrund wechselnder politischer Epochen umfassend dargestellt. Es werden Verfahrenstechniken erläutert, und man erfährt, welche Veränderungen das Aufkommen einer Industriearbeiterschaft für die Gegend mit sich brachte.

Droben über Gerhausen sind die neuen Bewohner auch dort eingezogen, wo man es zunächst nicht vermutet hätte. In der betonierten Reifenwaschanlage schwimmen munter Kaulquappen, und die sogenannte Bandstraße, über die durch den Berg das Material zum Zementwerk transportiert wurde, haben längst Fledermäuse zu ihrem Domizil erkoren. Und noch eins: das Gesamtgelände ist zwar eingezäunt, aber von ausgesuchten Punkten aus lässt sich das ungewöhnliche Biotop aus zweiter Hand gut überblicken.