Zu den Aufgaben der Gorilladoktoren gehört auch, sich um beschlagnahmte Jungtiere zu kümmern. Erstmals seit 2003 nahm Ruandas Polizei im vergangenen August Wilderern wieder ein Baby ab: das damals etwa ein Jahre alte Gorillamädchen Ihirwe. Und in der Demokratischen Republik Kongo wurden gleich drei Gorillakinder konfisziert. Die Kleinen sind schwer traumatisiert: in der Regel mussten sie mitansehen, wie ihre Familienmitglieder von Wilderern umgebracht wurden. Und danach wurden sie von ihren Peinigern schlecht behandelt und ernährt. Daher mussten sie von den Veterinären erst mühsam wieder aufgepäppelt werden, bevor sie nun zumindest drei Jahre lang intensiv betreut werden. Zudem wurden DNA-Proben genommen, die am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig untersucht wurden. Sie ergaben, dass die in Ruanda beschlagnahmte Ihirwe kein Berg-, sondern ein Flachlandgorillamädchen ist.

 

Durch die intensive Überwachung und Pflege hat sich die Zahl der Berggorillas in den letzten Jahren wieder deutlich erhöht: von 620 Tieren im Jahr 1996 auf 674 im Herbst 2002 auf nunmehr 780 Gorillas. Doch wie das Beispiel der beschlagnahmten Gorillababys zeigt, stellt – neben der Fallenstellerei – der illegale Handel nach wie vor eine der größten Gefahren dar. 18 000 Dollar soll ein Tier auf dem Schwarzmarkt bringen – da ist die Verlockung zur Wilderei für die arme Bevölkerung rund um die Parks groß. Rätsel geben den Experten allerdings die Auftraggeber für solche illegalen Fänge auf: „Die Wilderer können nicht sagen, woher das Geld kommt“, sagt Noheli. Möglicherweise landen die Tiere in Privatzoos. „Wir haben keine Informationen, dass die Gorillas gegessen werden – im Gegensatz zu Schimpansen“, erklärt der Veterinär.

Auch für die Parkranger sind die Wilderer eine große Gefahr: „Es gibt immer wieder Todesfälle“, berichtet Noheli. „Wenn ein Wilderer dich sieht, bevor du ihn siehst, wird er dich töten.“ Daher laufe jeder, der im Park arbeitet, Gefahr, getötet zu werden. „Aber man hat keine Wahl – das ist unsere Form des Patriotismus“, sagt der Gorilladoc bescheiden und ganz ohne pathetischen Unterton.