Den großen Ansturm der Wissenschaftler auf den nächsten Venustransit im Jahre 1761 löste der berühmte britische Astronom Edmond Halley aus. Halley hatte eine Lösung für ein Problem der damaligen Astronomen gefunden: Mit den Formeln von Johannes Kepler konnte man zwar die Bahnen der Planeten relativ zueinander berechnen. Man wusste also, um wie viel weiter weg von der Sonne die Erde ist als die Venus. Doch die absolute Entfernung zwischen Erde und Sonne kannte man nicht. Halley kam auf die Idee, den Venustransit von 1761 von verschiedenen Orten der Erde aus zu beobachten. So wie der Mensch mit jedem seiner zwei Augen ein leicht unterschiedliches Bild seiner Umgebung wahrnimmt und deshalb Entfernungen bestimmen kann, sollte, so Halley, der Venustransit genutzt werden, die Entfernung der Sonne von der Erde zu messen. 1716 veröffentlichte er einen Appell, den er selbst nicht befolgen konnte. Er starb 1742 im hohen Alter von 86 Jahren.

 

Ein Phänomen namens schwarzer Tropfen

Die nächsten vier Transits von 1761, 1769, 1874 und 1882 waren Messungen der Entfernung von Erde und Sonne in aller Welt gewidmet – obwohl man im 19. Jahrhundert dafür auch schon andere Methoden kannte. 1761 scheiterten die Forscher am Phänomen des sogenannten schwarzen Tropfens: die Venusscheibe verzerrte sich in den Fernrohren zu einem Tropfen, wenn sie die Sonnenscheibe verließ, was die verblüfften Astronomen kalt erwischte und ihre Messungen ungenau machte. Erst heute weiß man, dass die Ursachen in der optischen Qualität der Instrumente und Störungen in der Erdatmosphäre liegen.

Der berühmteste Transitbeobachter des Jahres 1769 war James Cook. Sein Beobachtungsplatz auf Tahiti heißt bis heute Point Venus. Zum persönlichen Drama wurde die Mission für den französischen Astronomen Guillaume Le Gentil. Sein Versuch, den Transit von 1761 in der französischen Besitzung Pondicherry in Indien zu beobachten, scheiterte, weil gerade Krieg war und die Engländer die Stadt kurz vor seiner Ankunft einnahmen. Die Stadt fiel bald wieder zurück an die Franzosen. Le Gentil blieb bis 1769, doch am 3. Juni, dem Tag des Transits, bedeckten Wolken den Himmel. Mehr als elf Jahre nach seiner Abreise traf er unverrichteter Dinge wieder in Paris ein. Seine Erben hatten ihn inzwischen für tot erklären lassen und seinen Nachlass unter sich aufgeteilt.